10. Juni 2014

Praktische Entwicklungshilfe

Sichere und zinsbringende Anlage auch kleinster Ersparnisse der ärmeren Bevölkerungsschichten, Vergabe von Kleinkrediten an lokale Handwerker, Händler und Bauern – das versteht man heute landläufig unter Mikrofinanz. Dieses Modell trägt insbesondere in Entwicklungsländern dazu bei, die lokale Infrastruktur zu finanzieren. Es ist somit ein wichtiges Instrument der Entwicklungspolitik. Diese Idee ist jedoch nicht so neu, wie man spontan meinen könnte. Sie ist vielmehr das zentrale Motiv, warum sich in Deutschland vor 200 Jahren die ersten Sparkassen gegründet haben. Übrigens: In Zittau ist dies auch bereits 189 Jahre her.

Seither haben sich die deutschen Sparkassen weltweit zu einer der größten Finanzgruppen entwickelt, die sich auch heute noch einem starken sozialen Auftrag verpflichtet fühlt. So hat sich beispielsweise die Sparkassenstiftung für internationale Kooperation zum Ziel gesetzt, die Erfahrungen der Sparkassen an Entwicklungs-, Schwellen- und Transformationsländer weiter zu geben. Durch die Unterstützung von Finanzinstitutionen in diesen Staaten soll die wirtschaftliche und soziale Entwicklung vor Ort durch bedarfsgerechtes Bankgeschäft gefördert werden.

Wie funktioniert eigentlich das deutsche Sparkassensystem? Welche Aktivitäten unternehmen Sparkassen zur Verbesserung der finanziellen Bildung? Was versteht man unter der dualen Berufsausbildung? Diese und viele andere Fragen standen im Mittelpunkt des Besuches einer zehnköpfigen Delegation aus Lateinamerika, die Ende Mai auf Einladung der Sparkassenstiftung Deutschland besuchte. Die Delegationsreise erfolgte im Rahmen der durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geförderten Projekte „Regionalprojekt Lateinamerika zur Förderung von Finanzieller Bildung und Ausbildungsstrukturen“, „Stärkung des Mikrofinanzverbandes ASOMICROFINANZAS“ sowie „Stärkung des Spar- und Kreditgenossenschaftsverbandes UCACSUR“.

Nach einem umfangreichen Programm in Berlin und Potsdam bildete Görlitz schließlich den Abschluss der Reise. Für einen Tag war die Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien Gastgeber für die hochrangigen Vertreter von Finanzinstitutionen und -verbänden aus Mexiko, Kuba, Kolumbien und Ecuador. Natürlich durfte da auch ein kurzer Rundgang durch die Görlitzer Altstadt nicht fehlen. Für Staunen sorgte die Tatsache, dass ein Besuch im Nachbarland Polen so problemlos möglich ist. Für uns inzwischen Alltag, für die lateinamerikanischen Gäste keinesfalls eine Selbstverständlichkeit.

Der Vorstandsvorsitzende Michael Bräuer begrüßt die weitgereisten Besucher in der Sparkasse.

Der Vorstandsvorsitzende Michael Bräuer begrüßt die weitgereisten Besucher in der Sparkasse.

Ähnlich ungewohnt für die Besucher ist die Art und Weise, wie eine Sparkassenfiliale in Deutschland betrieben wird oder die duale Berufsausbildung funktioniert. Daher standen neben der Besichtigung der Filiale Berliner Straße und der mobilen Filiale Themen wie die praktische Durchführung der Berufsausbildung zum Bankkaufmann, der Sparkassen-Schulservice sowie die finanzielle Bildung im Fokus. Unter anderem berichtete Lisa Bruckmann aus dem zweiten Ausbildungsjahr charmant aus der Sicht einer direkt „Betroffenen“. Ute Wunderlich, Geschäftsführerin der Schkola, informierte über die Aktivitäten ihrer freien Schule und die Zusammenarbeit mit der Sparkasse, speziell in Sachen finanzieller Bildung. Die vielen Fragen brachten zwar den Zeitplan gehörig ins Wanken, zeigten aber auch, dass die Themen genau den Nerv der Zuhörer getroffen hatten.

Und so ist die Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien nicht nur „Gut für die Region“, sondern war für einen Tag auch „Gut für Mexiko, Kuba, Kolumbien und Ecuador“.


Foto oben: Enrico Kretschmar, Leiter des Marktbereiches Görlitz, zeigt den lateinamerikanischen Gästen die Sparkassenfiliale Berliner Straße.

10. Juni 2014

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