29. Oktober 2024

100 Jahre Weltspartag

Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank

Im Gespräch schildert Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, warum sparen immer noch en Vogue ist und wohl auch nie aus der Mode kommen wird.

Herr Dr. Kater, wir feiern den hundertsten Geburtstag vom Weltspartag. Dabei ist Deutschland doch schon eine reiche Nation. Wir haben fast 9.000 Milliarden Euro auf der hohen Kante. Ist das nicht ausreichend?

Dr. Kater: Na ja, Sparen ist ein Grundbedürfnis für jeden Menschen. Weil jeder Haushalt sein Einkommen, nicht sofort an einem Tag wieder ausgeben möchte. Es gibt gute Gründe, seine Kaufkraft in die Zukunft zu transportieren. Dies können kurzfristig – für Anschaffungen, Reise oder ein Auto – sein oder sogar ein bisschen längerfristig für das Eigenheim oder eben für das klassische Sparziel das Alter sein. Das heißt für die Zeit, in der Menschen nicht mehr selbst Einkommen erzielen und eben dann das staatliche System alleine nicht ausreicht. Insofern ist für jeden Haushalt zu jeder Zeit das Sparen eigentlich immer notwendig.

Und ja, mit knapp 9.000 Milliarden Euro ist das Geldvermögen der Deutschen gigantisch groß. Das ist richtig. Aber setzen wir es doch mal in Beziehung, zum Beispiel zum Bruttoinlandsprodukt, also unserem Einkommen. Das sind nämlich 4.000 Milliarden Euro jedes Jahr. Oder anders gesprochen: Die Deutschen haben ein bisschen mehr als zwei Jahreseinkommen auf der hohen Kante. Ob das jetzt viel oder wenig ist, um das Alter angenehm zu gestalten, das kann jeder für sich selbst überlegen.

Es kommt noch dazu, dass das Geldvermögen sehr ungleich verteilt ist in Deutschland. Das heißt, es gibt große Teile der Bevölkerung, die gar nicht sparen, teilweise auch wegen des geringen Einkommens, gar nicht sparen können. Und deswegen ist die Sparförderung durch den Staat, wie sie ja jetzt auch wieder neu angedacht ist, mit der Nachfolge der Riester-Produkte wichtig.

Ja, aber die Preise werden doch auch immer teurer. Also egal wo man hinschaut, alles wird teurer im Supermarkt oder im Restaurant. Macht sparen dann wirklich Sinn?

Dr. Kater: Ja, die Inflation. Gerade die, die wir in den vergangenen drei Jahren erlebt haben, hat Spuren hinterlassen. Sie entwertet das Geld, was da auf dem Konto liegt und vermindert damit die Kaufkraft der Einkommen.

Bei Einkommen haben die Leute die Hoffnung, dass diese Kaufkraftminderung über die Tarifabschlüsse wettgemacht wird. Beim Sparen müssen die Zinsen das Geldvermögen vor der Inflation schützen, sprich vor dem Kaufkraftverlust. Insofern muss die Verzinsung über der Inflationsrate liegen, damit sie diesen Schutzmechanismus auch erfüllen kann.

Wie sollen denn dann gerade junge Menschen, die langfristig ihr Geld sparen möchten, dann sparen?

Dr. Kater: Genau, das Stichwort lautet langfristig. Junge Leute haben einen enormen Vorteil. Und das ist Zeit. Und wer Zeit mitbringt, der kann es sich leisten, in die bestverzinste Sparform, die es für die privaten Haushalte gibt, einzusteigen. Und das sind die Aktien, von denen ja jeder weiß, dass sie kurzfristig schwanken, es also passieren kann, in einem oder zwei Jahre weniger Geld auf dem Depot steht als am Anfang. Aber das sind eben kurzfristige oder zumindest nur einige Jahre anhaltende Situationen. Auf die lange Sicht von zehn, 20  oder gar 30 Jahre spielen die Aktien jedoch ihre Vorteile aus. Und das ist die bislang höchste Verzinsung aller gängigen Anlageformen. Deswegen ist es gerade für junge Leute, selbst wenn das Einkommen am Anfang der Berufszeit noch nicht so hoch ist, wichtig, anzufangen und regelmäßig gerade in Aktien Vermögen aufzubauen. Das ist die beste Möglichkeit, Vermögen aufzubauen, das dann auch geschützt ist gegen die Inflation.

 

29. Oktober 2024

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