Inflationserwartung bestimmt den Kursverlauf
Zur Abwechslung gab es in der vergangenen Börsenwoche einmal positive Meldungen von der Inflation. In den Vereinigten Staaten wurde für den Monat Oktober „nur“ eine Teuerung von 7,7 Prozent gemeldet. Das war ein deutlich stärkerer Rückgang der Inflation als von den Marktteilnehmern erwartet.
Die Analyse zeigte, dass vor allem die Bereiche hierzu beigetragen haben, in denen in den vergangenen Monaten die Inflation am stärksten gewütet hatte, etwa bei Preisen für Energie oder Gebrauchtwagen. Diese Entwicklung schürte Hoffnungen, dass endlich das Schlimmste bei der Inflation vorbei ist. Dann wäre den Notenbanken der Spielraum gegeben, ihre Serie von Zinserhöhungen bald zu beenden, was Wirtschaft und Finanzmärkte unterstützen würde. Die Aktienmärkte in den USA wie auch in Europa erfreute diese Perspektive.
In Deutschland schaffte es der Dax unmittelbar nach Veröffentlichung der Inflationsdaten – zum ersten Mal seit Mitte des Jahres – wieder über die Marke von 14.000 Punkten. Unterstützt wurde die gute Stimmung durch Vermutungen, dass die erwartete Rezession in der US-Wirtschaft wie auch im Euroraum vielleicht doch nicht so tief ausfallen könnte. Zwar ist die Stimmung in den Unternehmen und bei den privaten Haushalten so schlecht wie selten zuvor. Die jüngsten harten Wirtschaftsdaten über das US-Wachstum oder die Industrieproduktion in Deutschland waren kräftiger ausgefallen als erwartet. Dagegen fand das politische Highlight wenig Widerhall an den Finanzmärkten. Das besser als erwartete Abschneiden der Demokraten bei den Zwischenwahlen in den USA hat denn auch wenig Auswirkungen auf die dortige Wirtschaftspolitik, von der ohnehin für die kommenden zwei Jahre nicht mehr viel erwartet wird.
Damit hängt der weitere Verlauf der Kurse an den Aktien- und Rentenmärkten fast ausschließlich davon ab, wie die Notenbanken den weiteren Inflationsverlauf einschätzen. In der kommenden Woche gibt es noch einmal Verbraucherpreisdaten von mehreren Euro-Staaten. Diese stellen jedoch nur eine Bestätigung der bereits gemeldeten Vorabschätzungen der Statistischen Ämter dar. Hiernach hat es bislang in Europa noch keine ähnliche Beruhigung bei der Inflation gegeben wie in den USA. Eine solche Beruhigung sollte sich jedoch in den kommenden Monaten einstellen, denn ein eklatanter Rückgang des Verbrauchs an Erdgas, etwa in Deutschland wirkt auch hier preisberuhigend.
Frankfurt, 11. November 2022
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