Aktienmärkte weichen dem Zinsschock
Eine Woche ohne weitere ökonomische Hiobsbotschaften ließ den Aktienmärkten weltweit Raum zur Erholung. In Shanghai und anderen chinesischen Städten konnten die immer noch andauernden Corona-Lockdowns wieder etwas gelockert werden. Damit wird am größten Industriestandort der Welt die Produktion zumindest für die Sommermonate wieder hochgefahren.
Gleichzeitig entschieden auch die in der OPEC organisierten großen Ölproduzenten, das Angebot an Erdöl in den kommenden Monaten zu erhöhen. Paradoxerweise waren auch einige schwächere Konjunkturindikatoren aus den USA positiv für die Finanzmärkte. In den USA gibt es nun erste Anzeichen für wirtschaftliche Belastungen durch höhere Zinsen. Das betrifft vor allem den Immobilienmarkt. Und auch die in den letzten beiden Jahren notorisch zu hohe Konsumnachfrage beruhigt sich vor dem Hintergrund hoher Preissteigerungen. Das wiederum führte zu sinkenden Kapitalmarktzinsen und Leitzinserhöhungserwartungen. Die Straffung der Geldpolitik, die an den Aktienmärkten viel Besorgnis ausgelöst hat, könnte etwas milder ausfallen. Allerdings ändert dies nichts an dem großen Konjunkturbild, in dem Prognoserevisionen in der Tendenz abwärtsgerichtet bleiben. Es bleibt ungewiss, ob Fed und EZB ein „soft landing“, also ein Abbremsen der Nachfrage ohne allzu große Zinsanhebungen und ohne eine Rezession, ermöglichen können. Dies wird von vielen Marktteilnehmern weiterhin angezweifelt, zumal der Inflationsdruck in den USA und Euroland weiterhin stärker als erwartet ausfällt und die Prognosen auch in dieser Woche erneut nach oben geschraubt werden mussten. Insofern wird wohl die Kursentwicklung in den kommenden Monaten weiterhin Spielball positiver und negativer Meldungen bleiben, bis sich neue Trends verfestigt haben.
Frankfurt, 03. Juni 2022
Ihr Kommentar