24. Januar 2025

Das gemeinnützige Engagement der Görlitzer Sparkassen

30.000 Mark gab die Stadtsparkasse Görlitz 1878 für den Bau des „Monumental-Brunnens“. Ansichtskarte, 1909; Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

Vor fast sechs Jahren ging die „99 Funken“-Crowdfunding-Plattform der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien an den Start. Privatpersonen, Vereine oder Unternehmen können dort selbst aktiv werden und gemeinsam mit uns Verantwortung für die Gesellschaft und Region übernehmen. Die Sparkasse unterstützt daneben Vereine und Institutionen in Form von Spenden und Sponsoring. Außerdem fördert ihre Stiftung Projekte.

Gemeinnützig wirkte man schon in einer Zeit, als noch verschiedene historische Sparkassen im heutigen Geschäftsgebiet bestanden. Sie waren damals noch keine Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit, sondern unselbstständige Einrichtungen ihrer kommunalen Träger. Diese hatten für die Einlagen zu haften. Ihnen standen auch die Reingewinne zu.

Wichtig war nach der Deckung der Verwaltungskosten die Anlage und Aufrechterhaltung von Reservefonds, um etwa Kursverluste der eigenen Wertpapieranlagen auszugleichen. Und so dauerte es manchmal eine Weile, bis sogenannte Überschüsse flossen. Bei der zielgerichteten Verwendung für gemeinnützige Zwecke hatten dann auch noch die Aufsichtsbehörden ein Wörtchen mitzureden.

Die ersten „Überschüsse“ der Görlitzer Sparkassen flossen in der Zeit der Talerwährung.Preußischer Taler, geprägt 1871; Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

Die ersten „Überschüsse“ der Görlitzer Sparkassen flossen in der Zeit der Talerwährung. Preußischer Taler, geprägt 1871; Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

 

Die seit 1830 in Görlitz ansässige Oberlausitzer Provinzialsparkasse konnte 1859 erstmals 1.000 Taler für gemeinnützige Vorhaben bereitstellen. Die Beträge steigerten sich mit dem geschäftlichen Erfolg des Instituts. Vor dem Ersten Weltkrieg gab es bereits 130.000 Mark im Jahr. Bis zur ausbrechenden Inflation Anfang der 1920er Jahre kamen insgesamt stattliche 3,7 Millionen Mark zusammen.[1]

Ständehaus in Görlitz - Sitz der ProvinzialsparkasseAnsichtskartenmotiv, 1910; Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

Ständehaus in Görlitz – Sitz der Provinzialsparkasse Ansichtskartenmotiv, 1910; Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

 

In ihrer Festschrift zum 100. Jubiläum blickte die große Flächensparkasse auf ein vielfältiges soziales Engagement zurück. So hatten zum Beispiel das Oberlausitzer Waisenhaus in Reichenbach 343.000 Mark, das „Siechenhaus“ in Niesky 385.000 und das in Rothenburg 21.000 Mark bekommen. Das „Mädchen-Rettungshaus“ in Ödernitz (Niesky) wurde mit 87.000 Mark bedacht. Mit 75.200 Mark profitierte beispielsweise das Kinderheim in Klein Biesnitz (Görlitz). Auch in Görlitz selbst unterstützte diese Sparkasse verschiedenste Projekte, unter anderem zusammen mit der Stadtsparkasse den Bau der Lutherkirche.

Den Bau der Lutherkirche unterstützten beide Görlitzer Sparkassen.Ansichtskarte, 1911; Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

Den Bau der Lutherkirche unterstützten beide Görlitzer Sparkassen. Ansichtskarte, 1911; Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

 

Die 1851 gegründete Görlitzer Stadtsparkasse konnte ab 1872 Gelder für öffentliche gemeinnützige Zwecke zur Verfügung stellen. 20.000 Taler wurden in diesem Jahr für den Bau einer Gewerbeschule am Wilhelmsplatz abgeführt. Im nächsten Jahr gab es noch 10.000 Taler dazu.[2] In ihrer Denkschrift zum 50. Geburtstag präsentierte die Sparkasse im Ergebnis Dotierungen im Gesamtbetrag von fast 1,3 Millionen Mark, von welchen die Einwohnerschaft der großen Stadt profitierte [3] – sei es, wenn sie auf ordentlich gepflasterten Straßen schritt oder durch Parks flanierte, in der Schule saß und auf dem Spielplatz tobte oder ins Theater beziehungsweise Museum ging. Sogar einen Beitrag für die neuen Türme der Peterskirche lieferte die Stadtsparkasse. Diese sind noch heute weithin sichtbar. Übrigens: Unweit des Beratungscenters der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien in der Berliner Straße finden Sie auf dem Postplatz einen Springbrunnen mit Monumentalfigur („Muschelminna“). Auch für dessen Errichtung nutzte die Stadt früher Gewinne ihrer Sparkasse.

[1] Vgl. Denkschrift 100 Jahre Landständische Oberlausitzer Provinzial-Sparkasse zu Görlitz 1. Oktober 1830-1930, 1930, S. 13.

[2] Vgl. Vgl. Falk, Beatrice/ Hauer, Friedrich: Mit 12 Talern fing alles an. Zur Geschichte der Niederschlesischen Sparkasse, 2001, S. 42.

[3] Vgl. Denkschrift zum 50jährigen Bestehen der städtischen Sparkasse zu Görlitz. Anlage zum Verwaltungsbericht der Stadt Görlitz pro Etatsjahr 1900, 1901, S. 9.

 

24. Januar 2025

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