28. März 2025

Die ersten Kundinnen und Kunden

Auszug aus dem ersten Journal der Zittauer Stadtsparkasse; Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes/Depositum Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien Friederieke Kunigunde Reinhard war mit 12 Groschen die Kundin (Nummer 2) mit der kleinsten Spareinlage am Eröffnungstag.

Heute vor 200 Jahren eröffnete in Zittau die erste Sparkasse in unserem Geschäftsgebiet. Diese kommunale Einrichtung konnte von den Bewohnern der Stadt und der umliegenden Dörfer genutzt werden. Insbesondere wenig vermögenden Menschen wollte die Stadtsparkasse das finanzielle Vorsorgen für Notzeiten oder persönliche Lebensziele ermöglichen. Das war damals eine Innovation.

In der Bekanntmachung der Eröffnung wurden zum Beispiel Handwerkslehrlinge, Tagelöhner, Fabrikarbeiter sowie männliche und weibliche Dienstboten angesprochen. Letztgenannte waren unter anderem als Hilfskräfte im Haushalt angestellt. Eine weitere Zielgruppe stellten unmündige Personen dar, also oft Kinder. Vormündern gab die Sparkasse die Möglichkeit, Gelder für ihre Schutzbefohlenen absolut sicher anzulegen.

Die ältesten Geschäftsunterlagen der Zittauer Sparkasse sind glücklicherweise erhalten. Sie geben Auskunft über die ersten Kundinnen und Kunden. Als Mündel sind etwa am 28. März 1825 Christiane Emilie Auguste Donat und Marie Auguste Schwabe verzeichnet. Es finden sich außerdem die Namen vieler Töchter und Söhne sowie ihrer Väter. Die bekannteste Kundin ist sicherlich die Kaufmannstochter Therese Heuser, die das Sparbuch Nummer 1 erhielt.

Quittungsbuch von Therese Heuser; Christian-Weise-Bibliothek Zittau

Quittungsbuch von Therese Heuser; Christian-Weise-Bibliothek Zittau

Die Stadtsparkasse stellte an ihrem ersten Geschäftstag insgesamt 17 sogenannte Quittungsbücher aus. Eines mussten sich zwei Personen teilen. Das waren Carl August und Ernst Ferdinand, die Söhne des Tuchscherers August Benjamin Zschaschel. Jeder bekam 10 Taler als Einlage. Die Kinder von Auktionator Seyffert, Ernst Ludwig und Eduard Wilhelm, besaßen zwar jeweils ein eigenes Sparbuch, aber waren nicht finanziell gleichberechtigt. Der ältere Sohn hatte 10, der jüngere 5 Taler als Startguthaben.

Weitere interessante Informationen sind überliefert. So gehörten ein Gymnasiast, ein Koch, ein Zimmerlehrling sowie ein Webkammsetzer zu den ersten Kunden. Als Tätigkeiten von Vätern wurden beispielsweise Tagelöhner, Lampenwärter, Leinenweber oder Doktor notiert. Für die Kundinnen fehlen Berufsangaben. Einige werden in den Sparkassenakten als Jungfern bezeichnet. Das waren also unverheiratete Frauen. Die erste Berufstätige scheint am nächsten Kassentag, 11. April 1825, gekommen zu sein. Johanne Rosine Franzin aus Lichtenberg arbeitete als Dienstmädchen in Zittau.

Auszug aus dem ersten Hauptbuch der Zittauer Stadtsparkasse; Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes/Depositum Sparkasse Oberlausitz-NiederschlesienDie Kundin war Dienstmädchen bei Kaufmann Döring. Solche Hilfskräfte bekamen Lohn sowie Kost und Logis im Haus der Dienstherrschaft. Sie konnten also etwas sparen.

Auszug aus dem ersten Hauptbuch der Zittauer Stadtsparkasse; Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes/Depositum Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien Die Kundin war Dienstmädchen bei Kaufmann Döring. Solche Hilfskräfte bekamen Lohn sowie Kost und Logis im Haus der Dienstherrschaft. Sie konnten also etwas sparen.

Das meiste Geld hatte vor genau 200 Jahren übrigens kein Mann, sondern eine Frau auf dem Konto. Das war Johanne Rosine Frauendorf mit stattlichen 50 Talern. Und auch das kleinste Guthaben gehörte einer Kundin. Friederieke Kunigunde Reinhard besaß 12 Groschen. Das erlaubte Einzahlungsminimum betrug 8 Groschen, was einem Dritteltaler entsprach. Aber ein Groschen-Betrag wurde am 28. März nur einmal eingezahlt. Und es blieb auch eine Ausnahme. Die Kundschaft brachte wohl eher bereits angesammelte, größere Ersparnisse zu ihrer Sparkasse.

Auszug aus dem ersten Kassenbuch der Zittauer Stadtsparkasse; Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes/Depositum Sparkasse Oberlausitz-NiederschlesienAm Eröffnungstag wurden insgesamt 187 Taler und 12 Silbergroschen eingezahlt. Kundinnen und Kunden sind in diesem Dokument als „Interessenten“ bezeichnet.

Auszug aus dem ersten Kassenbuch der Zittauer Stadtsparkasse; Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes/Depositum Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien Am Eröffnungstag wurden insgesamt 187 Taler und 12 Silbergroschen eingezahlt. Kundinnen und Kunden sind in diesem Dokument als „Interessenten“ bezeichnet.

28. März 2025

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