Erholung geht weiter
Verkehrte Welt: Nachdem die Aktienmärkte in Europa und in den USA in den zurückliegenden drei Monaten um mehr als 10 Prozent abgesackt waren, holten sie diesen Rückgang im November fast vollständig wieder auf.
Die vergangene Börsenwoche machte keine Ausnahme. Den Hintergrund dieser wundersamen Auferstehung bildete ein Schwank bei den Einschätzungen der künftigen Geldpolitik. Hatte man im Spätsommer noch angenommen, dass die Notenbanken mit hohen Zinsen der Konjunktur und damit den Aktienkursen die Luft abschnüren würden, so haben sich diese Befürchtungen in den letzten Wochen beruhigt. Das liegt am Rückgang der Inflation, der sowohl in den USA als auch im Euroraum die Erwartungen eher übertroffen hat. So auch in der vergangenen Woche.
Die Euroland-Inflation im November betrug nur noch 2,4 Prozent und überraschte damit einmal mehr positiv. Die Preisrückgänge bei Energiegütern waren so stark, dass die Jahresrate mit minus 11,5 Prozent noch weiter ins Negative gefallen ist. Am Rohölmarkt gibt es mittlerweile tendenziell ein Überangebot, auch das Treffen der OPEC in dieser Woche brachte keine glaubwürdige Einigung über Förderkürzungen. Bei Lebensmitteln wurden saisonbedingte Preiserhöhungen bei Obst und Gemüse überlagert von einem stark abnehmenden Trend bei verarbeiteten Lebensmitteln. Die eigentliche Überraschung betrifft aber die Preise von Dienstleistungen, bei denen die Jahresrate weiter auf 4 Prozent nachgelassen hat. In der Folge bildeten sich wieder neue Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen im kommenden Jahr heraus. Zeitweise wird sogar angenommen, dass die Europäische Zentralbank noch vor der US-Notenbank Fed die Leitzinsen nach unten nimmt. Das führte zu deutlich sinkenden Anleiherenditen. Allerdings hat es in diesem Jahr bereits mehrere solcher Meinungsumschwünge gegeben. Auch jetzt bleibt die Unsicherheit über die weitere Marktentwicklung hoch.
Frankfurt, 1. Dezember 2023
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