Finanzmärkte korrigieren Übertreibungen
An den Finanzmärkten gingen in der abgelaufenen Handelswoche die starken Schwankungen weiter. Insbesondere der Kursverlauf bei Anleihen setzte seine Achterbahnfahrt fort. Nach einer deutlichen Talfahrt, hatte Mitte Oktober eine kräftige Aufholbewegung eingesetzt.
Die Marktteilnehmer hatten den mit den Kursrückgängen automatisch verbundenen Anstieg des Zinsniveaus als übertrieben angesehen und bei Anleihen wieder zugriffen. Denn so hohe Zinsen passen nicht zu den mauen Konjunkturdaten, die insbesondere aus Europa in der vergangenen Woche eintrafen. Bestes Beispiel war die deutsche Volkswirtschaft. Die letzten Daten waren durch die Bank weg enttäuschend. Wie schlecht es um die deutsche Konjunktur bestellt ist, zeigt sich an der Produktion im Produzierenden Gewerbe, die um 1,4 Prozent im Vormonatsvergleich sank. Nicht nur, dass dies der vierte Rückgang in Folge war, das Produktionsniveau ist so schlecht wie während der Corona-Krise – klammert man diese aus, sogar so schlecht wie zuletzt im Jahr 2010. Die Auftragslage in der Industrie war im September zwar vordergründig stabil, doch hinter den Kulissen sieht es anders aus. Rechnet man die sprunghaften Großaufträge heraus, sind die Bestellungen im letzten Berichtsmonat um mehr als zwei Prozent zurückgegangen. Niedrigere Zinsen sind aber mit Blick auf das kommende Jahr Treibstoff für die Aktienmärkte. Da die im Dax gelisteten Unternehmen wenig mit der deutschen Konjunktur zu tun haben und eher an der besser laufenden Weltkonjunktur hängen, ging es am deutschen Aktienmarkt deutlich nach oben.
In der kommenden Woche gibt es mit der Umfrage des Mannheimer Forschungsinstituts ZEW neue Einschätzungen zur deutschen Konjunktur. Die im November hierzu befragten Finanzmarktanalysten dürften die Lage weiterhin als schlecht einschätzen. Hoffnung gibt es für die Zukunft: Sinkende Inflationsraten und steigende Löhne sollten zu einer Aufhellung der Konjunkturerwartungen führen. In den USA dürfte die Inflationsrate weiter sinken. Wesentlich ist aber die so genannte Kernrate ohne die Energiepreise: Hier wird es wohl seit Langem wieder einen Anstieg geben.
Frankfurt, 10. November 2023
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