Forschung und Wirtschaft: Fernab des geradlinigen Berufsbildes
Mit 8 Jahren dachte ich noch, dass ich gerne in einer Autowerkstatt arbeiten möchte. Heute bin ich forschender Ingenieur und gleichzeitig Mitarbeiter der Sparkasse. Ein etwas anderes Berufsbild. Mit dem Studiengang „Wohnungs- und Immobilienwirtschaft“ fand ich nicht nur meine Leidenschaft für Immobilien und die Wirtschaft, sondern zeige nun auch ein Berufsbild, welches wohl Tag für Tag Diskussionsthema in Familien ist. Wie geht der berufliche Weg des Kindes weiter? Ausbildung? Studium? Gern kommt dann auch mal die Aussage: „Früher hatten wir mit 18 Jahren unseren Beruf für das ganze Leben!“.
In der heutigen Zeit fällt es jungen Menschen vermeintlich schwerer, ihren Weg zum „richtigen“ Beruf zu finden. An dieser Stelle muss man allerdings bemerken, dass auch die Vielfalt an Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten allein in Sachsen deutlich gestiegen ist. Dass sich Eltern von einem geradlinigen Berufsbild lösen sollten, zeigt unter anderem mein Berufsweg. Montags und freitags betrete ich als Mitarbeiter des ImmobilienCenters das Büro der Sparkasse in Zittau. Die anderen Tage tausche ich Anzug und Krawatte gegen Forschungstechnik an der Hochschule. Damit werden nicht nur meine Kenntnisse aus dem Studium ausgereizt, sondern gehen teilweise sogar darüber hinaus. Im Forschungsprojekt „Thermische Speichervorgänge im Umfeld von Erdwärmesonden zum Heizen und Kühlen von Gebäuden mit Wärmepumpe“, welches durch den Europäischen Sozialfonds gefördert wird, geht es vor allem darum, die Wärme aus dem Sommer im Erdreich möglichst so lange zu speichern, dass sie auch noch im Winter nutzbar wird. Umgekehrt soll auch die Kälte des Winters zum Kühlen im Sommer gespeichert werden. Für dieses Projekt im Energiesektor bildet Zittau den idealen Standort: ausgestattet mit dem „European Energy Award“ und einer Hochschule mit Wärmepumpenversuchsstand werden meinen vier Kollegen und mir sehr gute Grundlagen für unsere Arbeit zur Verfügung gestellt. Die Forschung darf man sich nicht wie ein Sitzen an irgendwelchen Reagenzgläsern vorstellen: es geht um neue Wege, seine Erkenntnisse den Studenten zu lehren und so manche Debatten mit den Professoren.
Den Gegenpol und den kreativen Ausgleich bietet die Arbeit im Büro. Der Schwerpunkt liegt hierbei neben der Immobilienvermittlung auch auf Öffentlichkeitsarbeit und Marketing. Dabei werden im Rahmen der Arbeit vor allem die Basiselemente des Immobilienstudiums abgegriffen: Recht, Wirtschaft und Bautechnik. Als Diplom-Wirtschaftsingenieur besteht für mich weiterhin die Möglichkeit, innerhalb der Sparkasse die Bachelorarbeiten der dualen Studenten zu prüfen und zu bewerten.
Auf der einen Seite ebne ich den Weg zu den eigenen 4-Wänden und auf der anderen Seite ebne ich den Weg zu neuen Energiemärkten. Durch die geteilte Arbeitswoche profitieren schlussendlich beide Arbeitgeber von der Spezialisierung im jeweils anderen Umfeld. Im Forschungsprojekt habe ich den Überblick über die Finanzen und in der Sparkasse bin ich der Energieexperte und durch meine begleitete Diplomarbeit außerdem spezialisiert auf Umgebindehäuser.
Titelbild: Tom Walter vor seinen zwei Arbeitsstätten, der Sparkasse links und der Hochschule rechts
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