Gedämpfte Konjunktur
Die letzten Monate folgten die Prognoserevisionen von Volkswirtinnen und Volkswirten einem klaren Muster: Abwärts für die Konjunktur und aufwärts für die Inflation. Dies hat die Notenbanken die Zinswende einläuten, mithin Kapitalmarktrenditen steigen und Aktienindizes sinken lassen.
Nun scheint der Revisionszug zum Halten zu kommen. Damit könnte für die Finanzmärkte etwas Ruhe einziehen, wenn es stabilere Erwartungen für die makroökonomischen Rahmenbedingungen gibt. So einfach ist es freilich nicht. Denn nun müssen erst einmal die sich tatsächlich abschwächenden Konjunkturdaten verdaut werden. Wenn nun die gedämpfte Konjunktur den Rückgang der Inflationsraten unterstützt, können sich die Erwartungen an die geldpolitische Straffung der Notenbanken auch wieder zurückbilden. Kurzum: Diese Unwägbarkeiten ergänzt um die geopolitischen Risiken halten die Schwankungsanfälligkeit an den Finanzmärkten aufrecht.
In der neuen Woche sind gewichtige Konjunkturdaten zu verarbeiten. Die Europäische Zentralbank wird mit Zinserhöhungen schon im Juli starten. Die Inflationsrate im Euroraum dürfte im Mai mit 7,8 % einen neuen Höchststand erreicht haben. Der Lockdown in China hatte im April zu einem Einbruch der chinesischen Einkaufsmanagerindizes geführt, die sich im Mai nur begrenzt erholt haben dürften. Und am Freitag wird der Arbeitsmarktbericht wohl die gedämpfte Konjunktur in den USA belegen. Für klare und ruhige neue Trends an den Börsen spricht das noch nicht.
Frankfurt, 27. Mai 2022
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