Gefragt: Aktien
Nach der Einigung auf eine neue Schuldengrenze in den USA ist ein großes Risikothema für die Kapitalmärkte vom Tisch. Die US-Aktienmärkte reagierten erleichtert und so konnten die US-Barometer in der abgelaufenen Börsenwoche neue Jahreshöchststände erklimmen.
Jetzt fehlen allerdings die Impulse für neue Richtungen. Die europäischen Aktienmärkte traten hingegen mehr oder weniger auf der Stelle. Dass die deutsche Wirtschaft doch in eine Rezession gefallen ist, wie die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigten, war an der Börse eingepreist worden. Und selbst wenn man auf der Ebene des Euroraums ebenfalls über rezessive Tendenzen diskutiert, bleibt es dabei, dass der große Absturz nach den massiven Zinssteigerungen dieses Jahres ausgeblieben ist. Für Deutschland gilt ohnehin: Wichtigstes Thema ist nicht die momentane Konjunkturlage, sondern die langfristigen Standortprobleme von Überregulierung bis Arbeitskräftemangel.
Von herausragender Bedeutung für Konjunktur und Finanzmärkte ist, dass sich die Inflation weiter nach unten bewegt. Nachdem der Inflationsrückgang in den vergangenen Monaten etwas zäh vonstattenging, kann sich das Ergebnis doch aktuell sehen lassen. Diese Entlastung bedeutet vor allem, dass die Notenbanken ihre Zinsen nicht mehr allzu sehr anheben müssen. In den USA könnte der Zinsgipfel bereits jetzt erreicht sein. In Europa wird die Europäische Zentralbank wohl noch zweimal anpassen. Dann ist aber auch hierzulande die Zinsschraube fest genug angezogen, um die Inflation in den kommenden Quartalen in den Griff zu bekommen. In der Türkei wecken erste wirtschaftspolitische Personalentscheidungen des wiedergewählten Präsidenten Hoffnung auf eine Wende in der desaströsen Geld- und Finanzpolitik. Diese geht jedoch zwangsläufig mit einer weiteren Abwertung der türkischen Währung einher.
Frankfurt, 9. Juni 2023
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