Kapitalmärkte überstehen Politikbeben
Zwei politische Großereignisse bestimmten in der zurückliegenden Woche die Kursentwicklungen an den Finanzmärkten – diesseits und jenseits des Atlantiks.
In den USA wurde ohne Störungen gewählt und ein eindeutiges Ergebnis erzielt. Das war für Wirtschaft und Finanzmärkte zunächst einmal ein Grund zur Erleichterung. Damit hatte sich ein Teil der politischen Unsicherheit in der größten Volkswirtschaft der Welt gelöst; übrig bleiben weiterhin die Unsicherheiten über die Umsetzung des Wahlprogramms des neuen Präsidenten Trump. Diese können auch in den kommenden Wochen die Finanzmärkte bewegen. Tendenziell ist mit unternehmensfreundlichen und wachstumsfördernden Maßnahmen zu rechnen, ohne dass das grundsätzliche Bild einer ohnehin dynamischen US-Wirtschaft neu gezeichnet werden müsste. Die Finanzmärkte in den USA zeigen sich von diesen Perspektiven erfreut. Die Aktienkurse stiegen an. Umgekehrt ließ der DAX am Wahltag nach: Im Euroraum belastete die Aussicht auf weitere Zölle. Die Renditen an den Anleihemärkten stiegen an, denn Trumps Wirtschaftsagenda ist tendenziell mit mehr Inflation und höherer Verschuldung verknüpft.
Aber ein Präsident Trump ist auch von einer Aura der Unberechenbarkeit umgeben. Das bedeutet, dass es in den kommenden Wochen immer wieder Kursschwankungen als Reaktion auf Äußerungen und Ankündigungen aus dem US-republikanischen Lager geben wird. Unmittelbar nach den US-Präsidentschaftswahlen erschütterte die heimische politische Landschaft Deutschland: Die Koalitionsregierung in Berlin brach auseinander. Fundamentale Unterschiede der Koalitionäre über die wirtschaftspolitischen Antworten auf die ökonomischen Probleme des Landes waren letztlich der Grund für das Aus. Der DAX quittierte dieses Ereignis mit deutlichen Kursgewinnen. Dies stellte der Ampelregierung ein schlechtes wirtschaftspolitisches Zeugnis aus, denn dahinter steckte die Hoffnung, dass eine neue Regierung endlich die deutsche Wirtschaftsmisere auflöst.
Frankfurt, 8. November 2024
Ihr Kommentar