Keine Euphorie
An den Aktienmärkten haben sich die Kurse in den vergangenen Wochen sehr erfreulich entwickelt. Zum Schluss gab es allerdings auch mal wieder Kursabschläge.
Langsam setzt sich nämlich bei den Marktteilnehmern die Erkenntnis durch, dass die Notenbanken alles andere als gewillt sind, die Märkte schon bald wieder mit sinkenden Zinsen zu unterstützen. Die eintreffenden Inflationsberichte sind dazu einfach zu schlecht. Die veröffentlichten deutschen Erzeugerpreise zeigten zwar weiterhin ein rückläufiges Inflationsbild, das allerdings hauptsächlich von gesunkenen Energiepreisen gezeichnet war. In anderen Sektoren, wie etwa den Konsumgüterpreisen, beruhigt sich der Preisauftrieb leider kaum.
An den Aktienmärkten haben in den vergangenen Monaten zwei Faktoren positiv gewirkt. Zum ersten konnten die Unternehmen die gestiegenen Kosten relativ problemlos in ihre Verkaufspreise überwälzen, weil die gesamtwirtschaftliche Nachfrage von Verbrauchern und Unternehmen sehr kräftig war. Das hat die Unternehmensgewinne stabiler gehalten als es für eine wirtschaftliche Schwächephase wie der gegenwärtigen üblich ist. Zum zweiten profitierten die Aktien, insbesondere in Europa, von der allgemeinen Erleichterung, dass die im vergangenen Herbst wegen der Energiekrise befürchteten ökonomischen Absturzszenarien nicht eingetreten sind. In die Zukunft gerichtet ist jedoch höchst unsicher, ob sich die Gewinnentwicklung so halten kann. Die Energiesorgen sind abgelöst worden von Zinssorgen. Die Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen ist tiefgreifender und anhaltender als das manch Marktteilnehmer bislang dachte. Insofern kommt an den Aktienmärkten keine Euphorie auf. Das wiederum hat auch seine gute Seite, denn so werden neuerliche Kurs-Übertreibungen unterbunden. Langfristig bleiben die positiven Aussichten für Unternehmenswerte insgesamt intakt.
Frankfurt, 21. April 2023
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