Konjunktur und Aktienmärkte im Sinkflug
Der Stress in der deutschen Wirtschaft nahm auch in der zurückliegenden Woche zu. Immer weiter steigende Preise für Energie, fehlende Vorprodukte, steigende Zinsen und verängstige Konsumenten verfinstern die Konjunkturperspektiven. Dies drückte sich in den vergangenen Tagen auch in einem deutlichen Rückgang des Unternehmensvertrauens aus.
Dies ist nicht nur ein Thema in Europa, sondern auch in den USA, wo insbesondere die verschlechterten Finanzierungsbedingungen durch den Anti-Inflationskurs der Notenbank eine Rezession wahrscheinlich werden lassen. In Deutschland wird im laufenden Jahr die Wirtschaftsleistung wahrscheinlich stagnieren. Die bisherige Stütze der deutschen Konjunktur, der nach dem Ende der Lockdowns wieder erstarkte Dienstleistungssektor, bröckelt bereits wieder. Industrie- und Bauunternehmen haben zwar weiterhin volle Auftragsbücher, können diese aber nicht abarbeiten. Diese Eintrübung der Konjunkturaussichten sorgte an den Finanzmärkten erneut für deutliche Kursbewegungen. Während an den Anleihemärkten die Kurse – in Erwartung einer weniger stark straffenden Geldpolitik – stark anstiegen, setzten die Kurse an den Aktienmärkten ihren Sinkflug fort. Dabei ist eine der größten Herausforderungen die Energieversorgung im kommenden Winter.
Mittelfristig ist es sehr wahrscheinlich, dass Energie- und Rohstoffmärkte so umgebaut werden, dass etwa das russische Angebot an Schwellenländer geliefert wird, deren bisherige Bezugsquellen dann für Industrieländer frei wird. In der Folge würden die Rohstoffpreise wieder sinken. Diese Vorgänge benötigen allerdings Zeit. In diesem wie im kommenden Jahr werden die gegenwärtigen Themen der Produktionsschwierigkeiten und Energieknappheit weiter die Schlagzeilen und damit auch die Bewegungen an den Finanzmärkten bestimmen.
Frankfurt, 24. Juni 2022
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