Sanktionen bewegen die Wirtschaft
Die Aktienmärkte stehen ganz im Zeichen der wirtschaftlichen Rückwirkungen der Russland-Sanktionen aufgrund des Ukraine-Kriegs. Die Auswirkungen dieser Maßnahmen treffen insbesondere die europäischen Volkswirtschaften und hier vor allem die deutsche.
Die hohen Rohstoffpreise führen zu einem weiteren vorübergehenden Inflationsanstieg im Euroraum auf etwa sieben Prozent. Preissteigerungen reduzieren die reale gesamtwirtschaftliche Nachfrage, was das Wirtschaftswachstum dämpft. Noch stärker als diese würden physische Ausfälle von Rohstoff- oder Vorproduktlieferungen auf die Konjunktur einwirken, weil sich hieraus stellenweise Produktionsunterbrechungen ergeben können. Wie stark die Konjunktur auf all das reagiert, wird ab der kommenden Woche absehbar sein, wenn die ersten Konjunkturumfragen seit Kriegsausbruch veröffentlicht werden. Vieles spricht für eine deutliche Dämpfung des Wirtschaftswachstums. Dies trifft jedoch auf eine Konjunktur, die nach den Corona-Lockdowns in einer kräftigen Aufwärtsbewegung war. Daher sollte selbst unter den gegenwärtigen Sanktionen für das Gesamtjahr ein Pluszeichen vor der Wachstumszahl des Bruttoinlandsprodukts stehen.
Marktwirtschaften stellen sich schnell auf veränderte Rahmenbedingungen ein. Außerhalb des Energiesystems werden die neuerlich gestressten Lieferketten Schritt für Schritt wieder entspannt. Auch an den Finanzmärkten müssen die neuen Rahmenbedingungen noch verarbeitet werden. Dass der Stress im Bankensystem erträglich ist, zeigt die Reaktion der Europäischen Zentralbank, die trotz der gegenwärtigen Unsicherheiten an ihrem graduellen geldpolitischen Normalisierungskurs festhalten will. Das steht im starken Kontrast zur russischen Volkswirtschaft, in der Inflationsraten und Wirtschaftseinbrüche im zweistelligen Prozentbereich zu erwarten sind. An den europäischen Aktien- und Rentenmärkten sind bereits viele dieser Aspekte in der Kursentwicklung berücksichtig.
Frankfurt, 11. März
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