Trübe Aussichten
Es sind trübe Zeiten an den Kapitalmärkten. In diesem Jahr verdüsterte sich der Konjunkturhorizont von Woche zu Woche weiter, und wann es wieder aufhellt, ist noch nicht abzusehen. In China kämpfen die Behörden mit einer falschen Strategie gegen die Corona-Pandemie, weil die politische Führung dies so festgelegt hat. Eine wirkliche Diskussion hierüber ist verboten.
Damit läuft die Produktion weltweit weiterhin nicht rund. Wenn jetzt zwischenzeitlich sowohl die Herstellung von Waren als auch deren Transport doch wieder möglich ist, dann werden in einigen Wochen die Häfen der Welt von einer Armada von Containerschiffen aus Asien überrollt, die wiederum für neue Staus und Verzögerungen sorgen werden. Immer stärker machen sich auch die Beeinträchtigungen durch die Inflation bemerkbar. Zwar hält sich die Konsumnachfrage trotz Preiserhöhungen auf hohem Niveau, inzwischen behindert jedoch die Teuerung auch die Angebotsseite der Wirtschaft.
In Deutschland erwartet die Bauindustrie für 2022 mittlerweile einen Rückgang ihrer Wirtschaftsleistungen. Bauprojekte werden reihenweise abgesagt, weil sie preislich und terminlich nicht mehr planbar sind. Dazu kommt der bange Blick auf die Geldpolitik. Diese muss sich künftig auf die Bekämpfung der hohen Inflation konzentrieren. Dabei bleibt kein Raum mehr für die Unterstützung der Aktienmärkte, wie sie indirekt in den vergangenen Jahren stets in Schwächephasen erfolgt ist. Das Ergebnis all dieser Belastungen sind bislang abbröckelnde Aktienkurse rund um die Welt. Dabei verbessern sich andererseits aber die Bewertungen dieser Anlageklasse. Gab es im vergangenen Jahr immer mehr Befürchtungen über zu hoch bewertete Aktienkurse so haben die Rückgänge dazu geführt, dass zu den heutigen Zinsbedingungen Aktien fundamental nicht zu teuer sind.
Frankfurt, 20. Mai 2022
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