US-Zolldesaster – Der Schaden bleibt

Stresstage an den Finanzmärkten. Zu Beginn der abgelaufenen Handelswoche litten Aktienwerte noch unter dem in der Vorwoche durch US-Präsident Trump verkündeten umfassenden Zollprogramm.
Dass Umfang und Vehemenz dieses Programms sofort in einen weltweiten Vertrauensverlust gegenüber der gesamten US-Wirtschaft führte, sah man sehr schnell an den rapide ansteigenden Renditen für US-Staatsanleihen. Diese gelten seit Jahrzehnten als das Fundament, auf dem die Weltfinanzmärkte ruhen, und das gerade in Krisenzeiten immer wieder solide gehalten hat. Risse in diesem Fundament können schnell den gesamten US-Staatshaushalt ins Wanken bringen. Vor dieser Perspektive knickte dann auch der US-Präsident ein und verkündete ein dreimonatiges Moratorium bei den zuvor verhängten Zöllen gegenüber allen Ländern außer China. Aber der Schaden war nicht mehr rückgängig zu machen. Der Vertrauensverlust wird bleiben, unabhängig davon, welche Zollsätze in den kommenden Wochen wieder zurückverhandelt werden. Finanzinvestoren wie auch international aufgestellte Unternehmen sind nachhaltig verunsichert, welche Sicherheit die größte Volkswirtschaft und der größte Kapitalmarkt der Welt künftig für Investitionen noch bietet.
Alles zusammen führte dazu, dass sich Aktien nach der einstweiligen Aussetzung der Zölle zwar zunächst spektakulär erholten. Diese Erholung bröckelte jedoch zum Ende der Handelswoche wieder ab. Dass in Deutschland schnell eine handlungsfähige Regierung gebildet worden ist, fügt dem Chaos in der Weltwirtschaft zumindest nicht noch weitere Unsicherheiten hinzu. Für den Standort Deutschland und damit für den europäischen Wirtschaftsraum enthält der Vertrag viele gute Ansatzpunkte, die müssen jetzt allerdings wirksam umgesetzt werden. Gerade im Kontrast zu den düsteren wirtschaftlichen Entwicklungen in den USA erscheint die europäische Wirtschaft und damit die europäischen Aktienmärkte mehr und mehr attraktiv.
Die ideologische Handelspolitik des Präsidenten wird sich in den nächsten Monaten auch in schwachen Wirtschaftszahlen für die US-Konjunktur und daraus abgeleitet auch im Rest der Welt niederschlagen. In Deutschland etwa wird mit dem ZEW-Index ein Stimmungsbild an den Kapitalmärkten veröffentlicht. Und auch die Europäische Zentralbank wird den eingetrübten Perspektiven Tribut zollen, und zwar mit einer vorgezogenen Zinssenkung. Aktien- und Rentenmärkte werden jetzt einmal abwarten, bis sich die Perspektiven in den kommenden Wochen vielleicht wieder etwas klarer darstellen.
Frankfurt, 11. April 2025
Ihr Kommentar