Viel Lärm um nichts
In der letzten Juliwoche wurden viele wichtige Informationen über den aktuellen Stand zur Konjunktur und zur Inflation gemeldet. Für die deutsche Wirtschaft deutete insbesondere der ifo-Geschäftsklimaindex die große Unsicherheit an, die über den Unternehmen liegt. Diese rührt vor allem aus der ungewissen Energieversorgung im kommenden Winter. Die privaten Haushalte dagegen leiden unter den hohen Inflationsraten.
Die Einschätzung der eigenen Einkommensperspektiven befindet sich in ganz Europa auf einem Allzeit-Tiefstand. Aber auch in den USA läuft es nicht rund: Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte auch im zweiten Quartal, nachdem bereits das erste Quartal rückläufig war. Damit ist eine Diskussion entbrannt, ob eine größere Rezession bevorsteht. Hier ist es auch der Anti-Inflationskurs der US-Notenbank Fed, der über Zinssteigerungen die Wirtschaft auf Talfahrt geschickt hat und der gerade wieder mit einem weiteren großen Zinsschritt seine Fortsetzung gefunden hat.
Paradoxerweise hatten all die schlechten Nachrichten keine negativen Auswirkungen auf die Aktienmärkte. Das lag auch daran, dass große Technologieunternehmen aus den USA für das abgelaufene Quartal gute Ergebnisse und für den Rest des Jahres einen positiven Ausblick meldeten. Für Aktien bedeutet dies jedoch solange keine Entwarnung, wie sich nicht neue Silberstreifen am Konjunkturhorizont zeigen. Auch bei der Inflation hat sich die Lage noch nicht wirklich verbessert. Zwar sank die Inflationsrate in Deutschland im Juli leicht auf 7,5 Prozent, aber immer noch ist ein großer Teil der gestiegenen Preise für Erdgas nicht in der Verbraucherinflation angekommen. An den Zinsmärkten gab es bereits Hoffnung, dass die avisierten Zinssteigerungen der Notenbanken wieder abgeblasen werden. Angesichts der weiterhin hohen Inflation ist dies jedoch unwahrscheinlich.
Frankfurt, 29. Juli 2022
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