Vorgezogenes Sommermärchen
Wie lange geht es noch, das vorgezogene Sommermärchen an den Aktienmärkten? Auch nach Ostern hielt sich der DAX auf seinem hohen Niveau, das ihm seit Jahresanfang ein Plus von etwa 10 Prozent beschert hat.
In der zurückliegenden Woche kamen weitere Impulse: Mit 2,2 Prozent lag die Inflationsrate in Deutschland im März nur noch minimal über der Zielmarke von 2 Prozent. Damit wird eine Senkung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank ab Juni immer wahrscheinlicher. Konsumkredite oder Baufinanzierungen werden zwar nicht mehr viel billiger werden, da hier bereits eine Reihe von künftigen Zinssenkungen in den heutigen Konditionen vorweggenommen sind. Trotzdem beflügelt eine weniger strikte Geldpolitik die Konjunkturaussichten und damit die Perspektiven für die Unternehmen.
Insgesamt zeigen die Aktienmärkte exemplarisch, dass sie auch ein guter Inflationsschutz sind. Um etwa 16 Prozent hat die Kaufkraft der privaten Haushalte kumuliert seitdem ersten Quartal 2021 abgenommen. Die Einkommen der Verbraucher werden jetzt Schritt für Schritt durch starke Lohnerhöhungen wiederhergestellt. Die Vermögen der Sparer aber sind nicht so leicht zu reparieren. Zu etwa 40 Prozent bestehen sie aus Bankeinlagen. Die haben der negativen Wirkung der Inflation kaum etwas entgegenzusetzen gehabt. Anders die Aktienmärkte, die seither – am Beispiel des DAX – um etwa 25 Prozent angestiegen sind: Nicht nur ein Ausgleich für den Kaufkraftschwund durch die Inflation, sondern auch noch eine reale Rendite von etwa 3 Prozent pro Jahr.
Getrübt werden kann das strahlende Bild paradoxerweise von einer zu erfolgreichen Wirtschaftsentwicklung. Die Konjunktur in den Vereinigten Staaten ist so kräftig, dass sich die US-Notenbank Fed eine gelpolitische Lockerung jetzt doch noch einmal überlegen könnte. Die Preise für das Rohöl steigen bereits kräftig. Auf die angekündigten Zinsschritte zu verzichten, wäre für die Börsianer noch verkraftbar. Schluss mit lustig wäre allerdings, wenn die Fed sogar auf weitere Zinssteigerungen umschwenken würde. Aus diesem Grund kann jede Konjunkturzahl oder jeder Äußerung aus Zentralbankkreisen in den USA große Wirkungen an den Aktienmärkten haben.
Frankfurt, 5. April 2024
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