Zähes Inflations-Ringen
Eine anstrengende Woche an den Kapitalmärkten liegt hinter uns: Aktienmärkte leicht schwächer, Renditen festverzinslicher Wertpapiere höher. Es hat den Anschein, als würde sich die von den Marktteilnehmern gewünschte Zinssenkung noch etwas hinziehen. Schließlich sind Leitzinssenkungen kein Selbstläufer.
Dies haben nun auch die Briten, die gerade von Premierminister Sunak zu Parlamentswahlen am 4. Juli aufgerufen wurden, erfahren. Höher als erwartet gemeldete Inflationsdaten schieben die erste Leitzinssenkung der Bank of England etwas nach hinten. Die veröffentlichten Sitzungsprotokolle der US-Notenbank Fed nährten ebenfalls die Sorge, dass die Geldpolitik eher später mit ihrer Lockerung beginnt. Selbst die Konjunktur der Euroländer sieht etwas besser aus, nimmt man die veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes als Maßstab.
Die konjunkturellen Perspektiven sehen weiter ordentlich aus. In der anstehenden Woche dürfte das ifo Geschäftsklima für Deutschland etwas mehr Zuversicht der befragten Unternehmen anzeigen. Die Normalisierung geht weiter. Für die Europäische Zentralbank passt dies zu einer sich dem Ziel weiter annähernden Inflationsberuhigung. Daher ist eine Leitzinssenkung am 6. Juni gesetzt. Das sieht in den USA anders aus. Dort bestehen bei den Notenbankgouverneuren einige Zweifel, ob die eigene Geldpolitik restriktiv genug ist, um sie bald lockern zu können. Deshalb werden die Finanzmarktteilnehmer zum Wochenausklang gespannt auf die Veröffentlichung des Deflators der privaten Konsumausgaben warten. Dieses für die Notenbank Fed relevante Inflationsmaß zeigte in den ersten drei Monaten zu hohe Anstiege für eine baldige monetäre Lockerung. Hier würde eine abermalige Enttäuschung für April die Zinssenkungserwartungen für die USA markbelastend nach hinten schieben.
Frankfurt, 24. Mai 2024
Ihr Kommentar