Zollbeben

Die gerade zu Ende gegangene Handelswoche brachte für all diejenigen einen Realitätsschock mit sich, die an der alten Welt der globalisierten Weltwirtschaft festhalten wollen: Auch sie müssen sich darauf einstellen, dass Zölle ein dauerhaftes Instrument der US-Wirtschaftspolitik sind, die das Gesicht der Weltwirtschaft verändern werden.
Die jüngsten Ankündigungen von Basiszöllen und reziproken Zöllen gegenüber allen Handelspartnern der USA sind wahrscheinlich das Kernstück der handelspolitischen Agenda der neuen US-Administration, selbst wenn in den kommenden Wochen einiges hiervon noch zurückverhandelt wird. Zum einen verspricht sich die US-Regierung von Zöllen dauerhafte Einnahmen, denn der Staatshaushalt ist unterfinanziert, und die Verschuldung ist bald ausgereizt. Zum anderen erhofft sich die US-Regierung, dass die Produktion von Industriegütern in die USA zurückkehrt. Nebenbei kann der US-Präsident andere Länder mit Zöllen unter Druck setzen, um alle möglichen politischen Forderungen durchzusetzen.
Die US-Konjunktur könnte nun spürbar stärker abkühlen als bislang erwartet; auch das Wachstum anderer Regionen wird leiden. Der Schaden hat sich bislang hauptsächlich am US-Aktienmarkt bemerkbar gemacht. Der US-Markt befindet sich schon seit längerem in einer Korrekturbewegung, die sich in den vergangenen Tagen verschärft hat. Die europäischen Märkte konnten sich davon nicht abkoppeln. Allerdings dürften sie sich relativ besser entwickeln. Die binnenwirtschaftlichen Maßnahmen zur Stärkung der Konjunktur, etwa in Deutschland, stehen gegen die dämpfenden Effekte der Zollankündigungen aus den USA. Europäische Unternehmen werden den neuen US-Handelshemmnissen mit der Zeit immer besser ausweichen können. Da die Reaktionen auf die neuen Beschränkungen allerdings Zeit benötigen, wird die Unsicherheit erst einmal hoch bleiben. Die Kurse dürften in den kommenden Tagen somit nur schwer zur Ruhe finden, mittelfristig dürfte das Bild allerdings wieder besser aussehen.
Frankfurt, 04. April 2025
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