Brexit – Das Vereinigte Königreich sagt „No“ zur Europäischen Union
Eine knappe Mehrheit der Briten (51,9%) hat sich beim gestrigen Referendum für einen Ausstieg aus der Europäischen Union ausgesprochen. Erste Reaktionen der Finanzmärkte waren unmittelbar spürbar. Welche Auswirkungen für unsere Kunden zu erwarten sind, schildern wir an dieser Stelle kurz und knapp.
Erste Reaktionen der Finanzmärkte
Mit Öffnung der Finanzmärkte gab es heute Morgen zunächst massive Kursverluste an den Aktienmärkten. Das Pfund Sterling fiel auf den niedrigsten Stand seit 1985 bei einem Kurs von 1,33 USD. Auch der Euro musste Kurseinbußen in Kauf nehmen, bei gleichzeitig steigendem Goldpreis. Diese Reaktion der Finanzmärkte war jedoch abzusehen. Besonders der Finanzplatz London ist einer der größten Verlierer des „Brexit“. Vor allem die Kurse britischer Banken brachen ein. Erwartungsgemäß fiel auch der DAX bei diesem Ausgang des Referendums zunächst um 10 Prozent, konnte sich im Tagesverlauf jedoch bereits wieder erholen.
Wie geht es jetzt weiter und was wird empfohlen?
In den Zentren der Europäischen Union, vorrangig in Brüssel, wird es in den kommenden Tagen diverse Sondersitzungen geben. Es ist mit einem schnellen Beginn der Austrittsverhandlungen zu rechnen. Bevor Großbritannien endgültig aus der EU ausscheidet und zum Drittstaat erklärt wird, wird es aber einige Zeit dauern.
Für die EU fallen die Effekte nicht so ins Gewicht wie für die britische Wirtschaft: Die EU macht 45 Prozent des britischen Außenhandels aus, umgekehrt das Vereinigte Königreich nur 8 Prozent des EU-Außenhandels. Für einzelne Branchen und Unternehmen können die Folgen aber immens sein. „Für die mittelfristigen Auswirkungen wird es entscheidend sein, ob die Verantwortlichen in der EU bereit sind, wieder zu einer soliden Finanz- und Wirtschaftspolitik zurückzukehren, statt alle Probleme mit Geld zuzuschütten“, so Michael Bräuer, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien.
Laut einer Umfrage im Auftrag des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes finden 86 Prozent der Bundesbürger die Grundidee der Europäischen Union nach wie vor gut. Das sind sogar mehr Menschen als noch vor fünf Jahren. Offener Binnenmarkt, Sicherung des Friedens und gemeinsame Währung – das sind aus Sicht der Bundesbürger die größten Vorteile der Europäischen Union. Danach werden offene Grenzen, die Arbeitnehmerfreizügigkeit und die gemeinsame Stimme gegenüber anderen außereuropäischen Ländern genannt.
Kritisch sieht rund die Hälfte der Bundesbürger, dass die Europäische Union zu viele Dinge entscheidet, die die einzelnen Staaten selbst bestimmen sollten. Die Landwirtschaft, die Sicherung der Spareinlagen, die Sozialpolitik und die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gehören dazu. Im Vergleich zu früheren Erhebungen ist die Zustimmung für eine Zuständigkeit der EU in den meisten Politikbereichen etwas rückläufig.
„Die europäische Idee fasziniert nach wie vor die Bürger. Aber wenn wir weiterhin wollen, dass die Menschen hinter der Europäischen Union stehen, müssen wir über eine neue Aufgabenteilung sprechen.“ So fasst Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), am Tag des britischen EU-Referendums die Situation in Deutschland zusammen und fordert damit eine breite Debatte über die Kompetenzverteilung in der EU.
Die Finanzmärkte werden den „Brexit“ nun über einen gewissen Zeitraum voll einpreisen. Dazu gehören fallende Aktienkurse, sinkende Zinsen und abbröckelnde Wechselkurse (der Euro und vor allem das Pfund gegenüber dem US-Dollar). Wir empfehlen unseren Kunden daher, Ruhe zu bewahren und nicht in panische Reaktionen zu verfallen. Die Finanzmärkte stehen gerade unter Schock, eine Stabilisierung wird jedoch in den nächsten Tagen erwartet. Wirtschaftlich stufen wir den „Brexit“ als verkraftbar an, auch wenn einige Unternehmen und Branchen stärker betroffen sein werden als andere.
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