29. Mai 2023

Die Märkte halten die Luft an

Das politische Ringen in den USA um die Anhebung der Schuldenobergrenze hält an. Aufgrund der gravierenden Differenzen zwischen Demokraten und Republikanern sind es offenkundig zähe Verhandlungen.

Die Zeit für eine Einigung läuft langsam ab. Aus Sicht der Marktteilnehmer ist das Risiko eines noch nie erlebten Zahlungsausfalls der USA nennenswert, sie halten daher die Luft an: Die Kurse von Aktien gaben im Wochenvergleich nach und die Staatsanleiherenditen erhöhten sich spürbar. Die Schäden eines politischen Unfalls wären immens. Daher bleibt das wahrscheinlichste Szenario, dass der nahende Zahlungsausfall in den USA noch rechtzeitig vermieden wird, die Märkte also bald wieder beruhigt ausatmen können. Freilich bleibt es dann immer noch ein herausforderndes Umfeld mit sehr mäßiger gesamtwirtschaftlicher Aktivität, zu hohen Inflationsraten und restriktiver Geldpolitik.

In Deutschland hat das Statistische Bundesamt das Bruttoinlandsprodukt für das erste Quartal nach unten revidiert, sodass nun eine technische Rezession mit zwei Minusquartalen in Folge vorliegt. Die konjunkturellen Sommer-Perspektiven für Deutschland sind mit Blick auf dem im April gesunkenen ifo Geschäftsklima-Index nur bescheiden.

In der verkürzten Pfingstwoche wird sich der Blick wieder auf die Entwicklung der Inflation und mithin der Notenbankpolitik richten. Jedoch zeigt sich eine zähe Inflationsentwicklung bei Dienstleistungspreisen, sodass die sogenannte Kerninflationsrate (ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise) mit 5,5 Prozent nach wie vor zu hoch ausfallen dürfte. Die Europäische Zentralbank wird dies zur Kenntnis nehmen und noch weitere kleine Zinserhöhungen adressieren.

In den USA steht zum Wochenschluss der Arbeitsmarktbericht zu Veröffentlichung an. Die dortige Notenbank Fed wird der Stärke des Arbeitsmarktes und der Lohnentwicklung Beachtung schenken, um den binnenwirtschaftlichen Preisdruck abzuschätzen. Damit dürften die Marktteilnehmer nach dem Aufatmen im politischen Streit um die Schuldenobergrenze unter weiterer Anspannung agieren.

Frankfurt, 26. Mai 2023

29. Mai 2023

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