Im Bann der Geopolitik
Der Ukraine-Konflikt hängt wie eine graue Wolke über den Aktienmärkten. Zwischenzeitliche Anzeichen einer Deeskalation durch einen angedeuteten teilweisen Truppenabzug brachten in der Wochenmitte kurzzeitig eine Entspannung der Kurse im DAX und in anderen Indizes mit sich. Die Entlastung währte jedoch nicht lange, denn in der Auseinandersetzung um geopolitische Einflusssphären gab es keine Lösungsansätze.
Die Kursschwankungen an den Finanzmärkten erklären sich aus den ökonomischen Risiken einer Eskalation der Lage. Ein militärisches Vorgehen Russlands würde wirtschaftliche Sanktionen nach sich ziehen. Je nach militärischer Eskalationsstufe würden auch Sanktionen abgestuft zum Einsatz kommen. In einem ersten Schritt wären die Auswirkungen solcher Sanktionen und der russischen Gegensanktionen wohl noch überschaubar: Höhere Preise für Erdöl und Erdgas würden die Wirtschaftsentwicklung zwar etwas bremsen, wären für die Konjunktur jedoch verkraftbar. Erst wenn sich Sanktionen und Gegensanktionen aufschaukeln, könnten die konjunkturellen Folgen gravierend werden. Neben Erdgas ist Russland auch für viele Metalle ein entscheidender Anbieter.
Viel stärker als Preissteigerungen würde physische Knappheit, also das Ausbleiben von Lieferungen, die Produktion in den Abnehmerländern zum Erliegen bringen. Die Unternehmen würden sich nach und nach an die neuen Beschränkungen anpassen und langfristig umorientieren. Dieser Verlust an Glaubwürdigkeit als Anbieter wäre der hohe Preis, den Russland für seine Strategie bezahlen müsste. Aber eine solche Anpassung würde lange dauern und auch für Verbraucher und Unternehmen teuer werden. Daher hängt für die Börse viel am Fortgang des Konflikts. So lange die weiteren Entwicklungen so unsicher sind wie gegenwärtig, bleiben die Märkte im Bann der Geopolitik.
Frankfurt, 18. Februar 2022
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