Sanktionsschatten über den Märkten
Es war erneut eine Börsenwoche, über der der Schatten weiterer wirtschaftlicher Sanktionen lag.
Die meisten ökonomischen Szenarien ziehen eine deutliche Grenze zwischen einem Lieferstopp von Erdgas und einem Verzicht auf andere Roh- und Energiestoffe. Das liegt daran, dass der Ersatz des pipelinegebundenen Erdgases schwieriger zu bewältigen wäre als dies bei vielen anderen Rohstoffen – für die ein Weltmarkt sowie ausreichend Transportkapazitäten vorhanden sind – der Fall ist. Da die Folgeeffekte einer Rationierung von Erdgas in der industriellen Produktion sehr unsicher sind, lauern hier aus Sicht der Börsianer die größten Risiken für die deutsche Wirtschaft.
Zusätzliches Ungemach kommt aus den USA. Hier machte die Notenbank Fed auch in der zurückliegenden Woche wieder einmal klar, wie dringend die Inflationsbekämpfung für die US-Wirtschaft geworden ist. An den Finanzmärkten wird befürchtet, dass die angekündigten Zinserhöhungen eine Rezession in den Vereinigten Staaten auslösen könnten. An den Anleihemärkten weisen daher mittlerweile langlaufende Papiere schon wieder niedrigere Renditen auf als kürzere Laufzeiten. Dies spiegelt die Erwartung wider, dass die US-Notenbank den gegenwärtigen Aufschwung abwürgt und daher in zwei bis drei Jahren schon wieder mit Zinssenkungen gegensteuern muss. Solche Unsicherheit wird noch für einige Zeit einen eindeutigen Börsentrend verhindern.
In Europa ist der Lohndruck zwar nicht so stark wie in den USA und die für dieses Jahr in Deutschland absehbaren Tarifabschlüsse fallen angesichts der Umstände moderat aus. Trotzdem muss sich die Europäische Zentralbank einer Verfestigung der gegenwärtig hohen Inflationsraten entgegenstemmen. Somit ist es sehr wahrscheinlich, dass Ende des Jahres zumindest auf Zentralbankebene Negativzinsen abgeschafft werden.
Frankfurt, 8. April 2022
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