30. März 2020

Sparkasse hilft Unternehmern – Michael Bräuer, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse erläutert aktuelle Hilfsangebote

Die Verbreitung des Coronavirus beeinflusst das Zusammenleben der Menschen auf der ganzen Welt und stellt uns alle vor größte Herausforderungen.

Firmeninhaber oder Ein-Mann-Unternehmer bangen um ihre Zukunft und fürchten, dass sie nicht mehr in der Lage sein werden, Zahlungsdienste für ihre Kredite zu leisten. Diese Ängste und Sorgen unserer Kunden nehmen wir sehr ernst und stehen ihnen selbstverständlich auch in schwierigen Zeiten zur Seite.

Michael Bräuer, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien, erläuterte im Interview mit Frank-Uwe Michel, Sächsische Zeitung Niesky, aktuelle Hilfsangebote. 

Die Coronakrise hält die Wirtschaft in Schach, auch in der Oberlausitz. Die Sparkasse ist ein Finanzinstitut, das selbstverständlich auch Kredite ausreicht. Firmenchefs, vor allem kleinerer Betriebe, oder Ein-Mann-Unternehmer befürchten nun, dass sie aufgrund wegbrechender Umsätze nicht mehr in der Lage sind, den Zahlungsdienst zu leisten. Können Sie diese Ängste verstehen?

Die Situation ist dramatisch. Viele Unternehmer haben von heute auf morgen keine Einnahmen mehr. Die Arbeitsplätze vieler Menschen sind dadurch gefährdet. Wir alle müssen deshalb gemeinsam versuchen, die wirtschaftlichen Folgen der zur Bekämpfung des Coronavirus getroffenen Entscheidungen abzumildern.

Ich kann die Ängste unserer Kunden sehr gut verstehen. Auf einmal ist unsere bürgerliche Freiheit eingeschränkt, die Grenzen sind geschlossen und wir stehen einem unsichtbaren Feind gegenüber, den wir nicht wirklich kennen. Wer hätte in einer solchen Situation keine Ängste und Sorgen?

Es gibt aber auch eine gute Botschaft. In den letzten hundert Jahren haben Pandemien nie zu einem längeren Wirtschaftseinbruch geführt. Selbst nach dem „spanischen Fieber“ 1918 -1920, der vielleicht schlimmsten Pandemie aller Zeiten, begannen die goldenen 20er Jahre. Wir dürfen nur nicht „aus Angst vor dem Tod Selbstmord begehen“.

Welche Hilfsangebote hat die Sparkasse parat. Wäre das Aussetzen fälliger Kreditraten eine Möglichkeit?

Tilgungsaussetzungen sind über unser Firmenkundenportal unter www.spk-on.de bis zu sechs Monate einfach und unkompliziert per Onlineformular möglich. Die Entscheidungen darüber werden schnell und unbürokratisch getroffen. Aktuell sind bereits ca. 120 Anträge eingegangen und bewilligt.

Für betroffene Unternehmen und Selbstständige haben wir auf außerdem Antrag eine deutliche Reduzierung unseres Kontokorrentzinssatzes vorgenommen. Zudem erfolgen bereits Beratungen zu den von Bund und Freistaat verabschiedeten Hilfsprogrammen.

Kleinunternehmer befürchten allerdings, dass sie nach dem Abflauen der Krise so stark geschwächt sind, dass sie auch mit gestundeten Raten überfordert sein könnten und nur mit dem Erlass der während der Krise aufgelaufenen Kreditraten eine Überlebenschance hätten. Ist ein solches Szenario aus Sicht der Sparkasse denkbar?

Diese Befürchtungen begegnen uns verständlicherweise. Die Ungewissheit über die Dauer der derzeitigen Situation vermehrt die Sorgen über die Zukunft. Wir werden deshalb mit allen Unternehmern sprechen, um Lösungen zu finden. Ich bin sehr froh, dass unsere Staatsregierung dieses Problem erkannt hat und über die Sächsische Aufbaubank eine Lösung anbietet.

Gibt es andere Möglichkeiten – abgesehen von den jetzt durch die Bundesregierung auf den Weg gebrachten Finanzhilfen – wie lokale Kreditinstitute wie die Sparkasse die Unternehmen vor Ort unterstützen können?

Wir bieten beispielsweise Vorfinanzierung der von Bund und Freistaat avisierten Liquiditätshilfen an und unterstützen bei der Beantragung der Mittel aus Programmen der KfW und der Bürgschaftsbank Sachsen. Hinzu kommen die genannten Tilgungsaussetzungen bei bereits bestehender Darlehen. Darüber hinaus werden wir gemeinsam mit dem Landkreis und dem Freistaat überlegen, ob wir eine Auffanggesellschaft für in Schwierigkeiten geratene Unternehmen ins Leben rufen.

Entscheidend wird in den nächsten Monaten sein, dass wir alle zusammenstehen. Es gibt viele tolle Initiativen von Menschen, denen es besser geht, um anderen Menschen zu helfen.

Mich bewegt das Schicksal unserer Gastwirte- und Imbissbetreiber, die alle schließen mussten. Viele versuchen jetzt mit einem Lieferservice zu überleben. Alle Mitarbeiter der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien können deshalb, ab sofort die regionalen Angebote für den täglichen Mittagstisch auf Kosten der Sparkasse nutzen. Damit möchten wir die Gastwirte und Imbissbetreiber beim Durchhalten unterstützen und uns bei unseren Mitarbeitern bedanken.

Ich würde mich sehr freuen, wenn auch andere Unternehmen unserem Beispiel folgen.

Ein anderes Klientel, das jetzt um die Zahlungsfähigkeit fürchtet, sind Familien, die sich in den vergangenen Jahren ein Eigenheim gebaut und dafür Kredite aufgenommen haben. Werden aufgrund der Krise aus vorher gut bezahlten Jobs Kurzarbeiterstellen oder gehen sie gar gänzlich verloren, könnte es schnell schwierig werden mit der Kredittilgung. Auch bei Finanzierungen, die über Bausparverträge laufen. Wie können Sie in solchen Fällen helfen?

Je besser es uns allen gelingt möglichst viele Unternehmen zu erhalten, desto weniger werden Familien in Schwierigkeiten geraten. Darüber hinaus sprechen wir gerne mit allen Kunden, die Beratungsbedarf hinsichtlich ihrer Baufinanzierung haben.

Über ihren Träger, den Sparkassenzweckverband, ist die Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien besonders eng mit der Region verbunden. Gab es bereits Gespräche mit den Verbandsmitgliedern, der Stadt und dem Landkreis Görlitz, über demnächst wegen der Coronakrise anstehende Hilfsangebote? Was könnten Sie sich in dieser Richtung vorstellen?

Es gab bereits erste Gespräche dazu. Erst einmal müssen wir jetzt die Coronawelle überstehen. Danach werden wir dort ansetzten, wo Hilfe am Nötigsten ist. Aktuell werden wir eine Gesprächsrunde mit den Unternehmerverbänden im Landkreis und der IHK ins Leben rufen. Diese hat schon in der Finanzmarktkrise 2008 wertvolle Impulse geliefert. Wenn wir miteinander reden, finden wir auch Lösungen.

Mit welchen Problemen hat die Sparkasse selbst momentan zu kämpfen?

Unsere Hauptaufgabe ist derzeit, den Menschen zu zeigen, dass ihr Geld bei uns sicher ist und dass wir gerade jetzt für ihre finanziellen Fragen da sind.

Deshalb sind alle unsere Filialen geöffnet, natürlich mit entsprechenden Hygiene- und Abstandsmaßnahmen. Außerdem sind unsere Berater und das Team unserer Direktfiliale telefonisch erreichbar. Unser Online-Banking ist 24 Stunden am Tag nutzbar.

Eine Bitte habe ich noch. Es gibt inzwischen viele Möglichkeiten bargeldlos zu bezahlen. Auch an der Supermarktkasse und bei Ihrem Bäcker können Sie kontaktlos mit ihrer Sparkassen-Card oder ihrem Handy bezahlen. Nutzen Sie diese Möglichkeiten. Es ist ganz einfach und sicher.

30. März 2020

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