Umbau der europäischen Wirtschaft
Nach wie vor befinden sich die Finanzmärkte im Bann des Ukraine-Krieges. Zwar liegen die weitreichendsten Umwälzungen auf dem Gebiet der Geopolitik, aber auch die Wirtschaft muss sich auf neue Rahmenbedingungen einstellen.
Die Sanktionen gegen Russland als militärischer Aggressor fallen deutlich schärfer aus, als dies wohl auch von der russischen Regierung erwartet worden war. Die damit verbundene Isolierung Russlands vom Welthandel führt dort zu Wohlstandsverlusten, insbesondere langfristig wird das empfindlich schmerzen. Das Sanktionsregime gegen den Iran hat hier nach einigen Jahren das Pro-Kopf-Einkommen um fast ein Drittel gemindert. Anders als China hat Russland nie eine breite internationale Wettbewerbsfähigkeit bei Güterexporten entwickelt. Wirklich wirksam werden diese Sanktionen allerdings nur, wenn auch die bisher ausgenommenen Rohstoffe einbezogen werden.
Europäisches Wirtschaftswachstum 2022 im Plus
Die Sanktionen bringen auch in den mittel- und westeuropäischen Marktwirtschaften erhebliche Anpassungen und Kosten mit sich: Steigende Rohstoffpreise wirken sich sehr schnell auf die Inflationsrate aus und vermindern somit unmittelbar die Kaufkraft für andere Konsumgüter. Erneut werden Lieferketten zerrissen, was – wie schon in der Corona-Pandemie – von den Unternehmen maximale Flexibilität verlangt, um die Produktion aufrechtzuerhalten. Aber diese Folgen verteilen sich in der Europäischen Union, also auf einen zehnmal so großen Wirtschaftsraum im Vergleich zu Russland. Hierzulande wird dadurch zwar das Wachstum für 2022 etwas vermindert, es bleibt jedoch vom Nach-Corona-Aufschwung in Europa weiterhin etwas übrig. In Russland hingegen ist allein in diesem Jahr mit einer Rezession mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung um mindestens 5 Prozent und zweistelligen Inflationsraten zu rechnen. Auch wenn die europäischen Aktienmärkte noch ganz im Zeichen des andauernden Krieges und der damit verbundenen Unsicherheiten stehen, sind die Fundamentaldaten der Wirtschaft besser, als es nach den bisherigen Kursrückgängen den Anschein hat.
Frankfurt, 04. März 2022
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