31. März 2022

Vom Auszubildenden zum Vorstand: Frank Hensel blickt auf mehr als vier Jahrzehnte Sparkassengeschichte zurück.

Immer korrekt gekleidet und das Herz auf der Zunge

Bei der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien geht eine Ära zu Ende. Nach 42 Jahren im Sparkassendienst, davon fast 15 Jahre als Mitglied des Vorstands, tritt Frank Hensel am 1. April 2022 seinen wohlverdienten Ruhestand an.

Es war eine Karriere, von der viele träumen: Vom Auszubildenden zum Vorstandsmitglied im selben Unternehmen. Ausbildung mit Auszeichnung. Filialleiter mit 22 Jahren. Abteilungsleiter mit 25 Jahren. Mehr als 40 Jahre ständige Veränderungen – politisch und gesellschaftlich. Frank Hensel verkörperte die Sparkasse wie kaum ein anderer.

Vor seinem Wechsel in den Ruhestand hatten wir die Möglichkeit, Herrn Hensel zu einem Interview zu treffen. Im Gespräch hält er Rückschau auf vierzig Jahre selbst erlebte und gestaltete Sparkassengeschichte.

Herr Hensel, was für eine beeindruckende Karriere und wechselvolle Zeit. Herzlichen Glückwunsch!

Vielen Dank. Ja, in dieser langen Zeit ist viel passiert. Persönlich empfinde ich es als Privileg, Zeitzeuge gewesen zu sein und die vielen Veränderungen, politisch und gesellschaftlich, miterlebt zu haben. Vieles gerät ja oft und schnell in Vergessenheit.

Was waren für Sie die großen Meilensteine auf Ihrem beruflichen Weg?

Da gab es einige. Ein Meilenstein war die Einführung neuer EDV-Systeme. Ende der 1980er Jahre waren noch Disketten die Krone der Entwicklung. Die Filiale Löbau war Vorreiter und der Zeit weit voraus. Sie verfügte im Jahr 1988 sogar über den ersten Geldautomaten in Ostsachsen. Dieser konnte später sogar mit D-Mark bestückt werden.

Eine herausfordernde und zugleich spannende Zeit war der Währungswechsel im Jahr 1990 von der Mark zur D-Mark. Damals hatten wir gerade zwei Monate Zeit, den Umtausch der Bargeldbestände vorzubereiten. In einem normalen PKW Moskwitsch, der als improvisierter Geldtransporter diente, fuhren wir immer wieder die großen Strecken hin und her – und holten kistenweise neues Bargeld von der Staatsbank in Dresden ab. Immer begleitet von einem Polizeiauto. Sehr abenteuerlich und aus heutiger Sicht undenkbar.

In den frühen 1990er Jahren gab es Meilensteine wie den Um- bzw. Neubau der Hauptstelle in Löbau und verschiedener Filialen in der Umgebung. Unser Partner, die Sparkasse Göppingen, unterstützte uns auf dem Weg in eine neue Zeit. Die Gebäude der Sparkasse sollten vor allem modern sein und den sich damals ändernden neuen Arbeitsweisen entsprechen.

Nicht zu vergessen sind auch mehrere Fusionen, angefangen beim Zusammenschluss der Kreissparkassen Löbau und Zittau zur Kreissparkasse Löbau-Zittau bis hin zur Fusion mit der Niederschlesischen Sparkasse zur heutigen Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien im Jahr 2005.

Wie hat sich aus Ihrer Sicht die Arbeitswelt in diesem Zeitraum geändert?

Der Wandel der Zeit brachte natürlich auch ein Umdenken im Vorstandsbereich mit sich. Früher erfolgte die Einzelleitung per Direktor. Nach der Wende sollte möglichst ein westdeutscher Kollege ebenfalls Teil des Vorstandes sein. Heute ist es so, dass sich der Vorstand als Team versteht.

Auch im Umgang mit den Kunden wandelten sich die Zeiten. In der DDR bildeten Vertrauen und ein Handschlag die Basis der Zusammenarbeit. Später veränderte sich diese Basis und das Know-how für die Marktfolge bildete sich heraus, um Investition und Anträge tiefer zu prüfen.

Es war eine neue Zeit, denn Historien für Kredite oder Ähnliches gab es noch nicht wirklich. Jeder, der damals einen Kredit anfragte, war im Prinzip ein Neugründer.

42 Jahre beim selben Unternehmen – was macht aus Ihrer Sicht die Arbeit bei einer Sparkasse besonders?

Eine Sparkasse ist ein besonderer Arbeitgeber. Sie ist vor Ort und gleichzeitig fest in der Region verankert. Sie pflegt Verbindungen zu sehr vielen Menschen, und ihre Aufgaben gehen weit über die eines Finanzdienstleisters hinaus.

Die Sparkasse setzt sich für das Gemeinwohl ein und leistet einen nicht zu unterschätzenden Beitrag für Gesellschaft und Wirtschaft. Und sie ist seit Jahren ein verlässlicher vertrauter Partner für ihre Kunden. Vertrauen macht uns aus, und unsere Mitarbeiter lernen häufig mehrere Familiengenerationen kennen.

Herr Hensel, können Sie sich noch an einen der ersten Tage in der Sparkasse erinnern?

Natürlich. Eine kleine Anekdote fällt mir sofort ein. Es war an einem der ersten Tage. Im „Hinterland“ der Filiale Löbau sollte ich Belege sortieren. Frau Würgatsch, sie war damals für die Einarbeitung der Auszubildenden zuständig, sagte in einem fordernden Ton zu mir: „Das habe ich auch schon mal schneller gesehen“. Worauf ich etwas rebellisch erwiderte: „Aber nicht von mir“.

Ich erinnere mich an eine schöne Zeit mit einem angenehmen Kollektiv, wie es damals hieß. Heute eine Selbstverständlichkeit, war es zu jener Zeit absolut unüblich, als junger Mann in der Sparkasse anzufangen oder gar am Schalter zu arbeiten. Das hielt mich aber nicht ab, diesen Weg zu beschreiten.

Mit welchen Gefühlen starten Sie in den neuen Lebensabschnitt?

Ehrlich gesagt, ganz leicht fällt es mir nicht, zukünftig die Sparkasse von außen zu betrachten. Meine Zeit hier war sehr abwechslungsreich und erfüllend. Von einem auf den anderen Tag finde ich sicher nicht in diesen neuen Lebensabschnitt.

Jedoch bin ich zuversichtlich, dass es mir schnell gelingen wird mit Haus, Hof und Garten. Und: Ein wenig freue mich darauf, es nun etwas ruhiger angehen zu dürfen.

Wir hatten als Sparkasse in den letzten Jahren eine sehr gute Entwicklung und ich bin mir sicher, dass meine Kollegen darauf weiter aufbauen werden. Für die jahrelange gute Zusammenarbeit möchte ich mich bei allen Mitarbeitern herzlich bedanken. Ich wünsche der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien, meinen Vorstandskollegen und allen Mitarbeitern alles erdenklich Gute.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Hensel. Das wünschen wir Ihnen auch.


Zur Person

Frank Hensel schloss 1980 seine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Kreissparkasse Löbau in nur einem Jahr mit Auszeichnung ab. Anschließend absolvierte er an der Humboldt-Universität Berlin ein Hochschulstudium. Bereits mit 22 Jahren wurde er Filialleiter, mit 25 Jahren Abteilungsleiter und mit 32 Jahren stellvertretendes Vorstandsmitglied.

Im September 2007 erfolgte die Berufung zum Vorstandsmitglied. Der Diplom-Ökonom verfügte zu diesem Zeitpunkt bereits über umfangreiche Führungserfahrungen in den unterschiedlichsten Bereichen der Sparkasse. Seiner Vorstandstätigkeit gingen rund 15 Jahre als stellvertretendes Vorstandsmitglied voraus.

 

31. März 2022

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