Von den Anfängen des Spar- und Kreditgeschäfts
Heute ist die Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien ein modernes Universalinstitut und bietet ihrer Kundschaft eine Vielfalt von Produkten an. So können die Menschen unter anderem Geld sparen sowie Kredite erhalten. Diese beiden Geschäfte zählen zu den ältesten und sind schon bei den ersten Sparkassen in der Region belegt.
Als am 28. März 1825 in Zittau das erste sogenannte Quittungsbuch für eine Kundin ausgestellt wurde, rechnete man im Königreich Sachsen mit der Taler-Währung. Bei der Stadtsparkasse Zittau konnten Ersparnisse von 8 Groschen bis 20 Taler aufs Sparkassenbuch eingezahlt werden. In erster Linie wollte das Institut nämlich den nicht wohlhabenden Menschen helfen, selbst finanzielle Vorsorge durch Sparen zu treffen. Das war auch bei den anderen frühen Sparkassen so.
Die örtliche Seidenhandlung Meusel & Schulz übernahm die Gelder als Kredit zu vier Prozent Zinsen. Im ersten Jahr zahlte sie der Sparkasse 155 Taler, 2 Groschen und 1 Pfennig Zinsen. Als so viele Guthaben vorhanden waren, dass die Firma sie nicht mehr unterbringen konnte, wurde eine Alternative gesucht. So stellte die Sparkasse insbesondere der 1841 gegründeten städtischen Leihanstalt Beträge zur Verfügung, damit diese Pfanddarlehen ausreichen konnte.[1]
Auch bei der zweiten Sparkasse im Geschäftsgebiet der Sparkasse Oberlausitz-Liederschlesien stand am Anfang das Spargeschäft. Die Oberlausitzer Provinzialsparkasse zu Görlitz nahm ab dem 1. Oktober 1830 Einzahlungen von 10 Silbergroschen von 50 Taler an. Auch hier wurde das Sparbuch noch offiziell Quittungsbuch genannt, denn in ihm wurden ja Ein- und Auszahlungen quittiert. Jeder Spartaler brachte jährlich einen Silbergroschen als Zins. Das waren wie viel Prozent?
Die sichere und zinsbringende Anlage der Kundengelder erfolge zunächst als Kommunalkredit bei öffentlichen Körperschaften. Ab 1832 gab die Sparkasse sogenannte Faustpfanddarlehen. Das Geschäft mit Hypothekenkrediten begann schließlich 1837.[2] Im Folgejahr regelte das Preußische Sparkassenreglement als „Grundgesetz“ der Sparkassen im Königreich unter anderem das Spar- und Kreditgeschäft.
Auch für die 1851 eröffnete Görlitzer Stadtsparkasse war das Gesetz maßgebend. Auf ihre Sparkassenbücher durften Beträge ab nur 5 Silbergroschen eingezahlt werden. Das war besonders kleinsparerfreundlich. Noch oben waren die Einlagen wiederum begrenzt. Wer 300 Taler auf dem Konto hatte, bekam diese in ein sicheres Wertpapier investiert. In erster Linie wollte die Sparkasse Kundenguthaben der städtische Leihanstalt Geld borgen, dann als Kommunalkredit ausreichen.[3]
Als die Stadtsparkasse in Löbau Anfang November 1847 ihre Geschäftstätigkeit aufnahm, bestand der sächsische Taler mittlerweile aus 30 Neugroschen zu je 10 Pfennigen. Das war ein Schritt in Richtung Dezimalsystem. 10 Neugroschen bis 30 Taler durften auf einmal aufs Quittungsbuch eingezahlt werden.
Die Satzung sah vor, dass die Spargelder in erster Linie verzinslich an die kommunale Leihanstalt gingen. Erst danach wurden Hypothekenkredite erwähnt.[4]
Tatsächlich überließ die Sparkasse der Stadt zunächst 1.500 Taler zu vier Prozent. Die ersten Kredite an Privatleute wurden am 1. Februar 1848 beschlossen.
[1] Vgl. Festschrift Hundert Jahre Sparkasse zu Zittau 1825-1925, 1924, S. 8
[2] Vgl. Denkschrift 100 Jahre Landständische Oberlausitzer Provinzial-Sparkasse zu Görlitz 1. Oktober 1830-1930, 1930, S. 28.
[3] Vgl. Denkschrift zum 50jährigen Bestehen der städtischen Sparkasse zu Görlitz, Anlage zum Verwaltungsbericht der Stadt Görlitz 1900, S. 3.
[4] Vgl. Spar-Kassen-Regulativ für die Stadt Löbau, 22.12.1846/02.03.1847, § 13, in: Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes, Depositum der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien.
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