Zinssenkung noch einmal vertagt
Die Geldpolitik stellt an den Finanzmärkten die allgemeine Politik in den Schatten.
Gleich zu Wochenbeginn wurde in China beim Nationalen Volkskongress ein ambitioniertes Wachstumsziel von rund 5 Prozent für 2024 verkündet. Doch wurde dies nicht mit konkreten Maßnahmen zur Stimulierung der Wirtschaft verbunden. Diese leichte Enttäuschung bewegte die Märkte ebenso wenig wie der Durchmarsch von Biden und Trump am Super Tuesday bei den Vorwahlen zur US-Präsidentschaft. So viel zum Schatten. Die Bühne gehörte am Donnerstag der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese ließ zwar erwartungsgemäß die Leitzinsen unverändert. Doch nahmen die Marktteilnehmer die begleitende Kommunikation von EZB-Präsidentin Lagarde sehr wohlwollend zur Kenntnis. Ab Juni steht die Tür für Leitzinssenkungen offen. Der Deutsche Aktienindex DAX erreichte am Ende des Tages ein neues Allzeithoch. Auch die Kurse von Bundesanleihen legten zu, mithin gaben die Renditen am Rentenmarkt nach. Nicht, dass es noch eines weiteren Beleges bedurft hätte, gleichwohl überstrahlt die Wirkung der Geldpolitik derzeit das Marktgeschehen.
Die Konjunkturdaten aus den USA dürften in der kommenden Handelswoche im Fokus stehen. Denn der nächste US-Notenbank-Zinsentscheid am 20. März erscheint schon am Horizont. Besonders die Veröffentlichung der US-Verbraucherpreise verspricht Spannung, sorgten diese doch schon vor einem Monat für Aufsehen. Der dort gemeldete unangenehm hohe Anstieg der Dienstleistungspreise dürfte sich für die Februardaten zwar nicht wiederholen. Allerdings bleibt die Inflationsdynamik insgesamt noch etwas hoch. Sollten dann am Donnerstag höhere Einzelhandelsumsätze und am Freitag eine leicht gestiegene Industrieproduktion folgen, erhalten zu starke Zinssenkungsphantasien einen Dämpfer. Zwar gab es von US-Notenbankchef Powell unlängst den Hinweis, dass nicht mehr viel Gewissheit fehlt, um die Leitzinsen zu senken. Doch mag es sein, dass das Tempo der geldpolitischen Lockerung langsamer und vorsichtiger sein wird, als sich dies viele Marktteilnehmer wünschen.
Frankfurt, 08. März 2024
Ihr Kommentar