19. Februar 2019

20 Jahre: Happy Birthday, Euro!

Quelle: Macrobond, Stand: 28. Januar 2019

Er ist kein Teenager mehr: In diesem Jahr wird der Euro 20 Jahre alt. Am 1. Januar 1999 wurden die Wechselkurse der damals teilnehmenden elf Länder festgeschrieben. Bis das Bargeld herauskam, dauerte es noch drei Jahre, dann war der Euro auch „greifbar“. Bei Währungen ist das allerdings etwas anders als mit dem Erwachsenwerden. Die US-amerikanische Währung hat 227 Jahre auf dem Buckel. So gesehen hat der Euro gerade einmal Kindergartenalter erreicht. Aber man sollte angesichts der Langlebigkeit von Währungen den Entwicklungsprozess zeitlich nicht überfordern.

Wer aus den Querelen rund um Griechenland oder Italien schlussfolgert, dass der Euro eine ewige Krisenwährung ist, sollte sich mit der Währungsgeschichte der Vereinigten Staaten beschäftigen. Auch dort dauerte es über ein Jahrhundert fortgesetzter finanzpolitischer Anpassungen und Veränderungen, ehe der US-Dollarraum ein funktionsfähiges Stadium erreicht hatte. Der Euro ist in der US-Währung auf den Fersen, und hat andere ehemalige Reservewährungen wie etwa das britische Pfund abgehängt.

Eine Währung ohne gemeinsamen Staat: Geht das? Die Probleme sind offensichtlich: Die Fliehkräfte von Währungsunionen sind deswegen so groß, weil die ökonomischen Entwicklungen an den verschiedenen Enden eines großen Währungsraums so unterschiedlich sind. Ist die Währungsunion gleichzeitig ein Staat, so gibt es eine von allen geteilte gemeinsame Verantwortung für alle Regionen. Rezessionen werden durch gemeinsame Sozialversicherungssysteme gemildert, Arbeitslose ziehen um in die Regionen, wo sie gebraucht werden, die Banken sind gleich gut beaufsichtigt und es gibt keine Kapitalflucht, weil man nicht befürchten muss, dass in Teilen der Währungsunion morgen wieder die alte Währung eingeführt wird. Diese und viele weitere Mechanismen sind der Klebstoff, der funktionierende Währungsunionen zusammenhält.

Eines kann man dem Euro jedenfalls nicht nachsagen: dass sein Geldwert instabil ist. Der Durchschnitt der Inflationsraten im Euroraum lag seit 1999 bei 1,7 Prozent und erfüllte damit genau das Inflationsziel der EZB von „unter aber nahe bei zwei Prozent“. Der Außenwert ist ebenfalls stabil. Gegenüber dem US-Dollar liegt der schwächste Euro-Kurs bei 0,83 US-Dollar pro Euro im Jahr 2000, der höchste bei 1,60 im Jahr 2008. Heute erhält man für einen Euro etwa 1,14 US-Dollar. Auch die Europäische Zentralbank hat nach Einschätzung der Mehrheit der geldpolitischen Beobachter – sogar der in Deutschland – handwerklich einen guten Job gemacht. Insgesamt also eine durchwachsene Bilanz nach 20 Jahren. Technisch funktioniert der Euro, politisch sind viele Fragen ungeklärt. Aber auch im Kindergarten weiß man ja noch nicht so recht, was aus den Knirpsen einmal werden wird.

Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank

19. Februar 2019

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