Inflationsbekämpfung steht im Vordergrund
Nach ihrem Spätstart nimmt die Europäische Zentralbank (EZB) Fahrt auf. Die Zinsen steigen weiter, und sie steigen stärker als erwartet.
Zuletzt hatte sich die Datenlage zwar nicht mehr verschlechtert, aber die hohen Inflationsraten dauern bereits zu lange an. Das erhöht die Gefahr der Verfestigung. Vor diesem Hintergrund entschied sich die EZB für einen großen Zinsschritt von einem dreiviertel Prozentpunkt auf 0,75 Prozent bei dem derzeit als Leitzins geltenden Einlagensatz. Die begleitenden Aussagen lauteten, dass auch das Ende der Zinstreppe höher ausfallen könnte, als die Marktteilnehmer bislang erwartet hatten. Ein europäischer Leitzins von 2,5 Prozent im kommenden Jahr wird nun von vielen Analysten für wahrscheinlich gehalten. Für die Preisstabilität im Euroraum sind dies gute Nachrichten, denn sie zeigen eine eindeutig auf die Inflationsbekämpfung ausgerichtete Geldpolitik. Auch auf dem Parkett wurde das beherzte Handeln der EZB positiv aufgenommen. Der Euro legte gegenüber dem US-Dollar um einen Cent zu. Die Aktienmärkte reagierten nur kurzfristig irritiert, erholten sich allerdings schnell wieder. Lediglich an den Anleihemärkten gab es Kursverluste. Aber auch Anleihen sind auf ihrem Weg zu einer wieder höheren Attraktivität für die Anleger einen großen Schritt weitergekommen.
Die Geldpolitik hat sich nun auf einen Kurs zur Stabilisierung des Geldwerts begeben. Gleichzeitig bemüht sich die Finanzpolitik im Euroraum um eine Stabilisierung der Konjunkturentwicklung. Trotzdem werden insbesondere die Aktienmärkte in den kommenden Monaten eine abwartende Haltung einnehmen und genau beobachten, wie sich die Energiekrise in den Wintermonaten auf die Entwicklung von Wirtschaft und Unternehmensgewinne auswirken wird.
Frankfurt, 9. September 2022
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