Ein klar strukturiertes Statement an die Baukunst und die Region
Etwas UN/NORM/AL scheint es so Manchem vorzukommen, was sich gerade an der Schmiedestraße in Weißwasser tut. Dabei ist genau dieser Effekt das Mittel zum Zweck der Bauarbeiten am sogenannten Neufertbau. Benannt nach dem berühmten Architekten Ernst Neufert haben Sie nun die Möglichkeit, seine Fußspuren aufblühen zu sehen. Sicher ist der heutige Rest des Gebäudes kein zeitgemäßes Schmuckstück mehr, aber der Verein „Neufert-Bau Weißwasser“ will die Sinne besonders für die architekturhistorische und industriegeschichtliche Bedeutung schärfen und die Fußspur Neuferts in das Gespräch bringen.
Ernst Neufert (1900 – 1986) steht für mehr als ein Gebäude im Osten Sachsens. Rationalisierung und Normierung sind die größten Schlagwörter seiner Architektur und Lehre. Seine Erkenntnisse bildeten nicht nur architektonische Grundlagen, sondern schafften auch Lebens- und Arbeitsräume. Eine Aussage, die im ersten Hinblick hochtrabend klingt, jedoch genauso simpel wie notwendig gewesen ist. Er legte erstmals fest, wieviel Raum der Mensch zu bestimmten Tätigkeiten wie Essen oder Büroarbeit benötigt und gestaltete auf dieser Grundlage ein Spektrum an Normen und Maßen, die noch bis heute ihre Gültigkeit besitzen. Genauso rationalisierend wie seine Lehre ist auch sein Lagerhallenbau in Weißwasser: beginnend bei genormten Ziegelsteinen bis hin zum vergittert wirkenden Gesamtgebäudekubus.
Doch warum finden erst 26 Jahre nach der letzten Nutzung wieder Arbeiten an diesem Gebäude statt? Mit „Bauhaus100“ steht das 100-jährige Jubiläum der Bauhausgeschichte 2019 vor der Tür und damit verbunden der Ursprung unserer modernen Würfelbauten. Zudem hat der Verein ambitionierte Pläne: deutliche Schriftzüge mit „UN/NORM/AL“ und „Neufertbau“ sollen das Gebäude ebenso schmücken wie Portraits berühmter Bürger aus Weißwasser. In Anlehnung an die Portraits wird eine Website entwickelt, welche die Bürger der Stadt vorstellt, sowie die Zusammenhänge zwischen Neufert, Norm, „Bauhaus100“ und Weißwasser näher bringt. Diese Entwicklung beobachtend hat sich die Stiftung der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien gern daran beteiligt, den Fußabdruck Neuferts neuaufzulegen, sodass sich der Verein am „Bauhaus100“ neu präsentieren kann.
Wir freuen uns, nun schon die ersten Fortschritte am Gebäude verfolgen zu können. Gern sind wir Teil der bedeutenden architektonischen Geschichte dieses Gebäudes und freuen uns auf das Gesamtergebnis.
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